Religion Es geht um Befreiung und Gleichberechtigung

Zum Artikel „So bedrohlich erscheint der Islam“ (TV vom 12. Juli) schreibt Anita Sauber-Tanzini:

Machen wir uns nichts vor, es sind bestimmte Praktiken, die mit dem Islam verbunden sind, die stören: alle Aspekte der Trennung von Männern und Frauen, männliche Dominanz und weibliche Unterwerfung, speziell die Dämonisierung des weiblichen Körpers.

Diese Aspekte werden vom Großteil der Deutschen, besonders der deutschen Männer, nicht gesehen, weil sie die damit verbundene Diskriminierung persönlich nie erfahren haben. Keinem Mann wird die Hand bei der Begrüßung verweigert. Mir als Frau passiert das schon mal, oder die dargereichte Hand ist so lebendig wie ein toter Fisch. Das Kopftuch ist das sichtbare Symbol der Unfreiheit, der Unreinheit des weiblichen Körpers. Ich empfinde das Kopftuch, wenn ich es auf der Straße sehe, als Ärgernis, als Diskriminierung dieser Frau und als Beispiel des Frauenbildes vieler muslimischer Männer. Es sind nämlich die Männer, Väter, Brüder, die das Kopftuch einfordern. Jedes Jahr müssen die Schulen sich mit Familienvätern herumärgern, weil sie ihren Töchtern den Sport- oder Schwimmunterricht verbieten, sie an der Klassenfahrt nicht teilnehmen lassen. Das sind die unangemessenen Extrawünsche, durch die Muslime im Alltag unangenehm auffallen. Ich habe keine Angst vor dem Islam, auch nicht vor Muslimen. Nicht einmal die rauchenden Lümmel an den Straßenecken ängstigen mich. Sexuelle Übergriffe? Die gab es in Deutschland schon, bevor Muslime hierher kamen. Aber ich will nicht angestarrt werden, weil ich eine ärmellose Bluse trage, die womöglich noch ausgeschnitten ist. Ärgerlich auch die herablassenden, geilen Blicke vieler Männer, orientalischer Männer, angesichts von Hotpants. Beobachten Sie das Publikum zum Beispiel in der Trierer Fußgängerzone. Bei alldem spielt der Islam eine Rolle. Man kann das Ganze aber auch ausschließlich unter dem Aspekt von gutem Benehmen und Beachten der hiesigen Regel der Gleichbehandlung von Mann und Frau sehen und diskutieren. Alles, was die Frauen diskriminiert, lehne ich strikt ab, das Kopftuch und alle damit verbundenen Einschränkungen gehören dazu. Glück­licherweise gibt es sehr viele muslimische Frauen und Männer, die Deutschland als Befreiung von Archaismen, religiöser und/oder traditioneller Art, erleben. Diese sollten wir unterstützen.

Dazu wünsche ich mir endlich eine klare, eindeutige Position unserer Politiker in Stadt und Land. Das Grundgesetz ist die Richtschnur. Da ist uns Frauen die Gleichberechtigung verbrieft. Diese Gleichberechtigung fordere ich ein.

Anita Sauber-Tanzini, Trier

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