Es ist normal, verschieden zu sein

Gesellschaft

Zum Artikel "Tut mehr für behinderte Kinder!" (TV vom 30. Juni) sowie weiteren Beiträgen und Leserbriefen zum Thema:
Am Beispiel der Ausonius-Grundschule und dem kritischen Kommentar von Redakteurin Inge Kreutz wird die unzulängliche Bildungspolitik unseres Landes deutlich.
Wir sind noch weit entfernt von einer inklusiven Bildungspolitik, bestenfalls vom Versuch der Inte gration kann die Rede sein. Und nicht einmal dafür werden genügend Mittel und insbesondere Personal zur Verfügung gestellt.
Inklusives Lernen bedeutet, dass alle Kinder von Anfang an gemeinsam miteinander und voneinander lernen und jedem Kind die individuelle Förderung geboten wird, die es für seine persönliche Entwicklung braucht. Jahrgangsgemischte Klassen in der Montessori-Pädagogik sind ein bemerkenswertes Beispiel dafür.
Es genügt nicht, das Wort Inte gration durch Inklusion zu ersetzen und Kinder mit ihren Besonderheiten als Inklusionskinder zu bezeichnen. In einer inklusiven Lerngruppe sind alle Kinder Inklusionskinder: diejenigen, die sich ohne Probleme eingliedern können ebenso wie die Ängstlichen und die Zappelphillippe, die Forschen, die Langsamen und die Hochbegabten, Kinder mit verschiedenen kulturellen, religiösen, sprachlichen und sozialen Hintergründen. Denn es ist normal, verschieden zu sein.
Wir müssen lernen, sorgfältig und ehrlich mit unserer Sprache umzugehen, und die Politiker sollten endlich damit beginnen, anstatt Sprachbalanceakte zu vollziehen und Verschleierungspolitik betreiben.
Denn es sind nicht nur die fehlenden Mittel; sondern ein Umdenken und grundlegende Schulstrukturreformen sind nötig, wenn wir ein inklusives Schulsystem und letztendlich eine inklusive Gesellschaft erreichen wollen.
Die Stadt Trier hat einen Aktionsplan Inklusion unter großer Bürgerbeteiligung auf den Weg gebracht, in dem die inklusive Bildung einen hohen Stellenwert hat.
Jetzt ist es an der Zeit, hier auch ein deutliches Zeichen zu setzen und eine wirklich inklusiv arbeitende Schule zu errichten. Ideen sowie engagierte Lehrkräfte und Eltern, wie es sie an der Ausoniusschule gibt, haben wir! Dann kann Trier mit gutem Beispiel vorangehen anstatt hinterherzuhinken.
Hildegard Muriel, EINE Schule für ALLE in der Region Trier e.V.
Trier

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