Katholische Kirche Es reicht – endgültig!

Zum Artikel „Kriminologe attackiert Trierer Bischof“ (TV vom 18./19. April) schreiben Eckhard Otto und Wernher Dorn:

Den Glauben an die katholische Kirche habe ich schon seit über drei Jahrzehnten verloren. Als junger Staatsdiener bin ich gegen den Widerstand meiner Eltern aus einem Bündel von Gründen aus der Kirche ausgetreten. Anfangs plagte mich mein „schlechtes“ Gewissen.

Seit Jahren verfolge ich die schleppende „kirchliche Aufarbeitung“ des skandalösen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche mit großer Aufmerksamkeit, gepaart mit herber Enttäuschung. Das Lesen des oben genannten  TV-Artikels hat mir beim Frühstück die Zornesröte ins Gesicht getrieben. Aus ehemals beruflichen Gründen habe ich anderweitige wissenschaftliche Publikationen sowie Sachbeiträge von Christian Pfeiffer stets mit Interesse verfolgt. An der beruflichen und persönlichen Integrität des erfahrenen und allseits respektierten Kriminologen hege ich keinerlei Zweifel.

Große Zweifel hege ich jedoch an der Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche und den verantwortlichen Würdenträgern. Im Fadenkreuz allen voran steht der Missbrauchsbeauftragte Bischof Ackermann, der nun laut einem Interview in der „Zeit“ massiv durch belastende – für mich glaubhafte – Aussagen des Kriminologen Pfeiffer angegriffen wird.

Demnach soll Bischof Ackermann nach dem Scheitern des Forschungsprojektes im Jahre 2013 über den Missbrauch in der katholischen Kirche dem Hauptverantwortlichen Pfeiffer Geld angeboten, sogar verbal gedroht zu haben, um seine Forschungsarbeit „positiv“, das heißt wohl im Sinne des kirchlichen Auftraggebers zu beeinflussen. Im Volksmund sagt man: Des Brot ich ess, dessen Lied ich sing.

Bischof Ackermann spricht von einem zerrütteten Vertrauensverhältnis als Grund für die Kündigung des Forschungsvertrages. Institutsdirektor Pfeiffer erklärt hingegen, dass die Zensur- und Kontrollwünsche des Auftraggebers für das Scheitern der Zusammenarbeit verantwortlich seien. In einem Krisengespräch, vermutlich unter vier Augen, habe Ackermann ihm unverhohlen gedroht, wenn er (Pfeiffer) sich weigere den Vertrag zu unterschreiben und der Zensurvorwurf nach außen dränge, dann sei er der Feind der katholischen Kirche – und das wünsche er niemanden. Zudem, wenn keine Schweigevereinbarung zustande käme, würde man den guten Ruf Pfeiffers öffentlich massiv attackieren. Unglaublich, was da ein hoher Würdenträger gesagt haben soll. Wem soll man nun glauben? Beide Aussagen sind miteinander nicht kompatibel. Es stellt sich hier die Frage der Motivation oder, kriminologisch betrachtet, des Motivs.

Der Missbrauchsbeauftragte Ackermann hat sich bis dato, was eine kritische zügige und objektive Aufklärungsarbeit anbelangt, wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Vertuschen, Manipulieren (keine komplette Akteneinsicht, Offenbarung verjährter Vorgänge an die Justiz), lächerliche Entschädigungssummen für anerkannte Opfer, Praktizieren vermeintlicher ‚kirchlicher Gerichtsbarkeit‘ durch Versetzen ertappter Geistlicher und so weiter.

Die Wahrheit, die nach und nach durch die mediale kritische Begleitung an die Öffentlichkeit gelangt, ist nur ein Teil der grausamen Geschichten. Das Dunkelfeld der „christlichen“ Gräueltaten ist vermutlich weitaus größer. Jeder Leser kann nun entscheiden, wem er Glauben schenkt.

Die belastenden Aussagen des Kriminologen Pfeiffer zeugen von gelebter Zivilcourage, der den Mut hat, sich gegen die übermächtige und teils unbelehrbare Kirche aufzulehnen. Die Kirche praktiziert das Gegenteil. Hut ab vor Herrn Pfeiffer. Sollten sich die überaus belastenden Aussagen wider Erwarten bestätigen lassen: Herr Ackermann, danken Sie schleunigst in Gottes Namen ab! Ich glaube Ihnen nicht. Unser Rechtsstaat hat diesem Treiben zu lange tatenlos zugeschaut. Staat und Kirche sind klar zu trennen. Eine konsequente strafrechtliche Aufarbeitung sieht anders aus.

Ein besonderer Dank gilt dem Volksfreund-Redakteur Rolf Seydewitz, der sich seit Jahren unermüdlich und unerschrocken dem schlimmen Thema widmet.

Eckhard Otto, Daufenbach

Zugegeben: Christian Pfeiffer, der berühmt-berüchtigte Kriminologe aus Hannover, erscheint als jemand, der sich gerne reden hört, der sein Wissen an den Mann bringen will, ob gewünscht oder nicht. Bis heute konnte er das Image des um öffentliche Aufmerksamkeit heischenden Politikers nicht recht ablegen. Und dennoch kommt er einem nicht vor wie ein öffentlicher Lügner, der es nötig hätte, falsche Behauptungen in die Welt zu setzen.

Die Vorwürfe, die er nun gegen den Trierer Bischof erhebt, wiegen schwer, so schwer, dass sie – sollten sie sich bewahrheiten – ernste Folgen für Stephan Ackermann haben könnten (und im Übrigen haben sollten).

 In einem Rechtsstaat wie unserem hat solch klerikalistisches und selbstherrliches Gebaren, das sich immer wieder Wege am geltenden Recht vorbei sucht, keinen Platz. Hier liegt der Verdacht nahe, dass Bischof Ackermann keineswegs der Saubermann ist, für den er sich gerne ausgibt.

Was jetzt zu tun wäre: Sofortige Weiterleitung der Vorwürfe an den Nuntius, unmittelbare Einleitung eines Verfahrens in Rom, gewissenhafte Prüfung der Vorwürfe, Urteil über den Verbleib des Trierer Bischofs. Es reicht – endgültig!

Wernher Dorn, Trier

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