Leserbrief Den Krieg vom Ende her denken

Ukraine-Krieg

Zum Artikel: „Zwei Monate Krieg und kein Ende in Sicht“ (TV vom 25. April):

Nun also doch: Die Bundesregierung gibt dem internationalen Druck und dem aus den eigenen Reihen nach und schickt schwere Waffen in die Ukraine. Man sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, die Ukraine im Regen stehen zu lassen, und hat Angst, sich bis auf die Knochen zu blamieren.

Bei allem Verständnis für diese Beweggründe muss man sich aber fragen: Was will man eigentlich erreichen? Welche Zielperspektive steht am Ende? Glaubt man, die Ukraine könne so den Krieg gegen die russische Armee gewinnen? Putin würde plötzlich einlenken, sich geschlagen geben? Nicht ernsthaft.  Das Gegenteil ist zu befürchten.

Jeder Dreh an der Eskalationsschraube lässt eine Friedenslösung – die doch alle wollen – in immer weitere Ferne rücken. Das ist brandgefährlich, denn der Kreml nimmt Europa und die USA zunehmend als aktive Konfliktpartei wahr und droht mit einem dritten Weltkrieg. Dies ist absolut ernst zu nehmen. Europa wäre der Austragungsort eines solchen Szenarios, die USA eher nicht.

Verstummt sind die besonnenen Stimmen, die eine Friedenslösung in Europa nur mit Russland und Putin sehen, nicht gegen ihn. Eine Einsicht, die zu äußern offenbar niemand mehr wagt.

Den Krieg vom Ende her denken heißt: Deeskalation, nicht Eskalation wäre das Gebot der Stunde. Rückkehr zur intensiven Diplomatie, die nicht nur Drohgebärden im Gepäck hat. Anreize schaffen für die Herstellung eines Waffenstillstandes, um in substanziellen Verhandlungen die Möglichkeiten eines dauerhaften und international garantierten Friedens in Europa auszuloten.

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