Energie Falschschwätz und Augenwischerei
Zum Artikel „Warum ist der Windenergie die Puste ausgegangen?“ (TV vom 1. Oktober) und weiteren Beiträgen zum Thema schreibt Dr. Ernst Cleven:
In Rheinland-Pfalz werden so gut wie keine Windräder mehr gebaut. Darüber wird Wehklage geführt: Ministerin Ulrike Höfken klagt, die BUND-Vorsitzende klagt, sieht sie doch einen Bedarf von weiteren 1000 Anlagen für das Land, der Landesverband Windenergie klagt sowieso. Schon heute werden im Eifelkreis Bitburg-Prüm 134 Prozent des benötigten Stroms mit Hilfe von Wind, Sonne und Biogas erzeugt; in Trier-Saarburg sind es 106 Prozent. Das heißt aber doch nichts anderes, als dass 34 beziehungsweise sechs Prozent über den Bedarf erzeugt werden. 34 beziehungsweise sechs Prozent unnötige Zerstörung von Landschaft und Lebensraum. Da müssen im Prümer Land und in Trier-Saarburg nun also wahrlich keine Wälder hektarweise mehr gerodet und pro Windenergieanlage 7000 Tonnen Stahlbeton und Technik im Waldboden fundamentiert werden. Zumal eine „Überdeckung“ mit Strom die Gefahr von Netzfrequenzanhebungen und Netzzusammenbrüchen (Blackouts) birgt.
Wie sieht es in meinem Kreis, dem Vulkaneifelkreis aus? Laut Volksfreund werden 78 Prozent des Bedarfs von Erneuerbaren abgedeckt. Rechnet man die wenigen im TV gemachten Angaben sowie Daten aus dem Energieatlas Rheinland-Pfalz nach, ergibt sich, dass die Windkraft nicht 60,5 Prozent am Gesamtstrombedarf des Kreises hat, sondern circa 79 Prozent. Mit den elf Prozent Sonne und knapp sechs Prozent Biogas kommt der Kreis an das ehrgeizige Ziel von 100 Prozent Bedarfsdeckung nahe heran. Auch der Vulkaneifelkreis braucht im Grunde keine weiteren Anlagen. 100 Prozent sind 100 Prozent!
Jeder weitere Bau oder Umbau führt nur zu Überdeckung, zu Über-Unabhängigkeit, zu Über-Autarkie, einhergehend mit weiterer Zerstörung der Vulkaneifel und der Gefahr von Blackouts. Man könnte den Überschuss verkaufen, Stichwort: Wertschöpfung? Dahin, wo der Wind nicht weht. Aber die anderen Kreise wollen auch autark bleiben oder werden. Und der eigene Kreis, will er autark sein, muss jedes Watt in seinen Grenzen halten, um jederzeit bedarfsgerecht Energie liefern zu können, muss dabei Unter- wie Überdeckung vermeiden. Er muss folgerichtig alle Leitungen nach außen kappen und darf von außen nichts hereinholen.
Wenn nun aber der Wind partout nicht wehen und die Sonne nicht scheinen will? Wer oder was garantiert dann die unabhängige bedarfsgerechte Lieferung? Niemand und nichts! Es gibt sie nämlich nicht, die 100-prozentige Bedarfsdeckung mit Wind und Sonne! Es gibt sie nur bilanziell, nur rechnerisch, nur, um den Bürgern die Augen zu wischen! Und daran ändern auch 1000 weitere Anlagen in Land und Kreis nichts. Erschreckend, dass Politik und Verwaltung da mitmachen – und sich somit selbst entlarven. Als arm an natur- und ingenieurwissenschaftlichen Kenntnissen und somit arglos dem Einträufeln von Falschschwätz durch die Windlobby ausgesetzt. Und doch entscheiden sie. Nein, ich bin kein Lobbyist der Atom- oder Kohlewirtschaft. Ja, ich bin vom Klimawandel überzeugt. Ich möchte nur nicht Landschaft, Land und Leute zerstört sehen für eine Technik, die nicht liefern kann, und für die Aufrechterhaltung eines Lebensstils, der völlig überzogen ist.
Dr. Ernst Cleven, Meisburg