Zeitgeschichte Fehlt nur noch das Verdienstkreuz

Zum Artikel „Rheinland-Pfalz und der Kalte Krieg“ (TV vom 5. November) schreibt Albert Bebelaar:

Dass der TV zum Jahrestag des Mauerfalls auf einer halben Seite ausgerechnet der Selbstdarstellung des DDR-Spions Dieter Popp eine solche Plattform bietet, finde ich total daneben. Schade um die halbe Seite.

Spione sind und bleiben Verräter! Sie betreiben Spionage aus verschiedenen Gründen: gegen Geldzahlungen, aus ideologischer Überzeugung, unter Zwang durch Bedrohung, aus Liebe oder auch aus dem Gefühl, eine besondere Person zu sein. Am allerwenigsten wollen sie den Weltfrieden retten.

Der freundliche ältere Herr vor seinem Kurzwellenempfänger, so wie er wahrscheinlich Fünfer-Zahlenkolonnen empfangen hat, die Anweisungen, Glückwünsche, Lob und vieles mehr in verschlüsselter Form zum Inhalt hatten. Dieser Mann, der so vertrauenerweckend schaut, ist nach wie vor dem gescheiterten kommunistischen System verhaftet.

Die Berliner Morgenpost vom 12. April 1999 berichtet vom Verein „Kundschafter des Friedens fordern Recht“, in dem sich „ehemalige“ Spitzenspione der DDR zusammengeschlossen haben. Popp, der Vorsitzende dieses Vereins, fühlt sich auch heute noch, nach 30 Jahren, seinem Auftrag, verpflichtet.

„Kundschafter des Friedens“ war der von der DDR erfundene „Schafspelz“ für die Spione. Wer zu diesem „Kundschafter“ mehr wissen will und im Internet Dieter Popp eingibt, wird überrascht sein, wie sich der „Kundschafter des Friedens“ vermarktet. „Ich habe für die Entspannung zwischen Ost und West gearbeitet“, erzählt Popp ohne jedes Unrechtsbewusstsein im Volksfreund und brüstet sich mit seinem Verrat. Nachdem es, Gott sei Dank, zu keinem kriegerischen Konflikt kam, sind das wohlfeile Worte. Was aber, wenn es anders gekommen wäre?

Er moniert, dass westdeutsche Spione geehrt worden seien. Vielleicht hätte man ja auch die DDR-Spione ehren sollen – ja, geht’s noch! Vielleicht nicht den Nobelpreis für Frieden, aber das Bundesverdienstkreuz hätte er verdient – würde man ihn denn fragen.

Albert Bebelaar, Trier

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