Finanzen

Zum Artikel "Eine Menschenkette rund ums Theater" (TV vom 20.Mai):

Meinung

Kann alles besser, weiß alles besser, ist besser
Ich gebe zu, ich bin ein Kulturbanause, und die Diskussion um das Theater Trier hätte mich wahrhaft nicht betroffen gemacht, wären da nicht die ständigen Forderungen nach weniger Staat und der Staat müsse sparen. Das Merkwürdige daran ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung dem Diktat des Sparens unterworfen wird, wohingegen viele Großunternehmen sich gerne beim Staat bedienen, und das nicht nur, wenn\'s eng wird. Ob Bankenrettung, Subventionen für grüne Techniken, Elek tro-Autos und so weiter. Und dann soll plötzlich kein Geld mehr da sein, um unsere über Jahrhunderte entwickelten sozialen Errungenschaften zu finanzieren? Kunst und Kultur im Land der Dichter und Denker, der Heimat von Goethe und Schiller, nur noch durch Gastspiel-Ensembles? Mir scheint, es geht nicht nur ums Sparen! Wesentliche Kräfte in unserem Land versuchen seit Jahren gezielt und immer offensichtlicher, mit stets den gleichen Lügen, die sie als Argumente und alternativlose Wahrheiten verkaufen, die Demokratie und deren innewohnendes Sozialwesen zu demontieren. Ob gesetzliche Renten- und Kranken- und Arbeitslosenversicherung, Infrastruktur, Kunst und Kultur, überall soll sich der Staat durch Sparen zurückziehen und dem Kapital das Feld überlassen. Die Propaganda sagt, das Kapital kann alles besser, weiß alles besser, ist besser. Wie gut das Kapital tatsächlich ist, das hat uns der Finanzcrash 2008 verdeutlicht. Welche Ausgeburten ein Staat hervorbringt, der das Sparen zum Dogma erhebt, sehen wir an stagnierenden Löhnen und dem Sinken der Kaufkraft, an Hartz IV und Zwangsarbeit, Kinder- und Altersarmut, privaten Gewinnen durch Atomstrom und sozialisierten Verlusten durch einen Super-Gau. Wehren wir uns dagegen, so lange wir noch können. Empören wir uns und leisten wir erbitterten Widerstand gegen den Abbau unserer sozialen Errungenschaften und kämpfen für mehr sozialen Staat. Stephan Schulte, Bruchweiler

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