Finger in die Wunden

Zum Fall Sarrazin:

Wer den Bestseller von Thilo Sarrazin liest und studiert, wundert sich, dass in unserer Demokratie das in der Verfassung garantierte Grundrecht der freien Meinungsäußerung und auch das der Freiheit der Wissenschaften ohne Not geopfert wird. Haben wir vergessen, dass wir vor 1944 und in der DDR bis 1990 andere Verhältnisse hatten?

Wer in diesem Land eine Meinung äußert, die der Politikspitze, Frau Merkel, Frau Nahles, Herrn Schäuble, Herrn Gabriel, erstaunlicherweise sogar Herrn Westerwelle, missfällt, wird als Mensch, als Person geächtet, isoliert, verliert seinen Arbeitsplatz, sogar sein Parteibuch.

Wie weit haben sich die Spitzenpolitiker von der normalen Bevölkerung, intelligent oder weniger intelligent, entfernt? Dabei hat Thilo Sarrazin in tiefer Sorge um sein Land eine Reihe mutiger bildungspolitischer Thesen aufgestellt, die dem einen Bürger gefallen, dem anderen nicht, die jedoch belegt sind.

Es geht um sehr viele Zahlen, Tabellen aus deutschen und ausländischen Forschungsergebnissen aus den Bereichen Intelligenz, Bildung, Demografie, Kultur, Wirtschaft. Sarrazin kämpft für das Leistungsprinzip, für Disziplin, Eigenverantwortung, Erziehung, Fleiß, also Eigenschaften, dank derer die Westdeutschen und Millionen Vertriebene das unglaubliche Wirtschaftswunder nach 1944 vollbrachten.

Er legt den Finger in viele Wunden und zeigt deutliche Missstände in diesem Land, ohne rassistisch zu sein.

In einer Demokratie muss es erlaubt sein, Thesen zu vertreten, die den Spitzenpolitikern gleich welcher Couleur nicht gefallen in ihrem ständigen Schielen nach Wählerstimmen.

Prof. Dipl.-Ing. Marie-Luise Niewodniczanska, Bitburg

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