Flüchtlingskrise
Zum Artikel "Wir schaffen auch das" und Leserbriefe (TV vom 6./7. August):
Herr Zonker wirft Frau Merkel vor, im Rahmen der Zuwanderungsproblematik ihren Diensteid gebrochen zu haben. Er zitiert diesen Eid einschließlich der Schlussformel "So war mir Gott helfe". Dieser Zusatz weist auf die christliche Orientierung unserer Bundeskanzlerin hin. Christen (und nicht nur diese) sind dem Gebot der Nächstenliebe verpflichtet. Und dann gibt es noch das Grundgesetz, das uns ganz klar darauf hinweist, dass die Würde des Menschen (auch eines Geflüchteten) unantastbar ist. Frau Merkel hat meine Hochachtung dafür, dass sie aufgestanden ist und Menschen, die auf ihrer Flucht unendlich viel erlitten haben, die Tür geöffnet hat. Da ich in einem Helferkreis mitarbeite, kenne ich einige Familien aus Afghanistan, Iran und Syrien, die in Trier-Ehrang untergekommen sind. In meiner Nachbarschaft wohnt eine kurdische Familie, die ein sechsjähriges Kind im Mittelmeer verloren hat. Es ist in den Armen der Mutter ertrunken. Das zweite ihrer drei Kinder ist schwer krank. Eine iranische Familie, die ich mit betreue, fasst gerade Fuß in unserer Gemeinde. Wenn Sie auf eine Familie in Ihrer Umgebung zugehen, wenn Sie deren Geschichte kennenlernen und zu helfen beginnen, dann bekommt die große anonyme Masse der sogenannten "Flüchtlinge" plötzlich ein Gesicht. Dann können Sie nicht mehr wegschauen. Dann wird eine "Flüchtlingsobergrenze" Makulatur. Und dann muss man sich auch fragen, ob man 1000 Hilfsbedürftige nur deshalb ablehnt, weil sich mit ihnen vielleicht ein potenzieller Gewalttäter heimlich eingeschlichen hat. Und Herrn Schartz möchte ich sagen: Sie schreiben korrekt: "Das Verkünden von Durchhalteparolen allein (Wir schaffen das!) wird nicht ausreichen." Sie haben recht. Stehen Sie wie unsere Bundeskanzlerin auf und packen Sie mit an. Es wird Sie verändern. Wenn wir das alle tun, wird sich auch unser Land positiv verändern. Denn wir sind satt geworden, bequem, zeigen mit den Fingern auf andere, lassen uns mehr und mehr von Demagogen verführen. Wir schaffen das, wenn wir wollen, alle gemeinsam. Dr. Joachim Hölle-Gindorf, Trier