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Josef Bach aus Birresborn schreibt: Was der Pressesprecher der CSU gemacht hat, ist von Parteien und Gruppen hundertfach versucht worden. Im Angesicht der bayerischen Landtagswahl und der Bundestagswahl wird alles vom politischen Gegner hochgeschaukelt.

Wo ist denn der Heldenmut des ZDF? Hier werden Milliarden Euro des Gebührenzahlers für allen möglichen Unsinn verbraten und dabei Gehälter gezahlt, die uns Bürger erschrecken. Dies ist und bleibt ein großangelegtes Ablenkungsmanöver! Die Berichte in Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen sind oftmals in negativer Form aufgemacht, damit der Leser, Hörer und Seher animiert wird, sich mit dem Geschehen zu befassen. Herr Gabriel, Frau Nahles, Frau Künast und das bunte "Girl" Claudia Roth sorgen sich jetzt um die Demokratie. Wenn die durch eine solche Lappalie in Gefahr geraten würde, welche Auswirkungen hätten dann erst die Märchen und Lügen, die uns tagein, tagaus vorgegaukelt werden? Das Selbstverständnis des ZDF war doch in keiner Sekunde gefährdet! Die Spitzenpolitiker sollten überlegen, warum die Bürger frustriert sind und die Partei der Nichtwähler wächst und wächst. Fehlt nur noch, dass ein Untersuchungsausschuss gebildet wird. Das Ergebnis steht schon fest: außer Spesen nichts gewesen! Wenn ich die Berichterstattung im Kleinen betrachte, habe ich oft das Gefühl, dass ich zwar dabei war, aber in der falschen Versammlung. Es wird in vielen Fällen berichtet, wie der Redakteur die Sache einschätzt oder haben möchte. Die Abgeordneten (Bund, Land) sind dem Wohle der Bundesrepublik und ihrer Bürger verpflichtet und sollten daher solche Machenschaften ignorieren. Tragt diesen Unsinn bitte nicht auf dem Rücken von uns Wählern oder Nichtwählern aus! Die Demokratie ist ein besonderes Gut, das nicht durch Falschspieler verzockt werden darf. Lieber Herr Bach, vielen Dank für die Zuschrift. Ich teile Ihre Einschätzung: Das Gewese um die ZDF-Affäre nervt. Da ist, mal wieder, aus einer Mücke ein Elefant geworden, aber keiner aus Fleisch und Blut, sondern hohl, aufgeblasen mit heißer Luft. Ein Pieks mit der Nadel in die Hülle, und das vermeintliche Skandal-Ungetüm fällt in sich zusammen. Pfffffff!!! Völlig klar, der Sprecher der CSU hat sich selten dämlich angestellt, als er versuchte, einen Fernsehbeitrag über die Bayern-SPD zu verhindern. Aber aus diesem Gebaren eine Bedrohung der Pressefreiheit zu konstruieren, wie das manche Politiker und Kommentatoren taten? Gar ein "Lehrstück über die Empörungsdemokratie", wie das Zweite seinen Zuschauern weismachte? Was für ein Quark! Es gehört zum Geschäft, dass Journalisten und diejenigen, über die sie berichten, miteinander reden. Es gehört auch zum Geschäft, dass Frau oder Herr Wer-auch-immer in einer Redaktion vorspricht, um zu intervenieren, zu beeinflussen, zu manipulieren. Das ist, sozusagen, die klassische Versuchs anordnung im ewigen Kräftemessen zwischen Macht und Medien, die wir beim Volksfreund nur zu gut kennen. Politiker, Geschäftsleute, Lobbyisten aller Art, Gewerkschafter, Sportmanager, Kleriker oder Kulturmacher, wahlweise auch ihre Berater, Rechtsbeistände, PR-Beauftragten, Pressesprecher oder Krisenkommunikationsprofis stehen auf der Matte - meist dann, wenn sie medial nicht so rüberkommen, wie sie oder ihre Auftraggeber es gerne hätten. Mal mahnt ein Minister, man möge die Dinge bitte neutraler darstellen; mal schimpft ein Bürgermeister, weil er seine Arbeit ins falsche Licht gerückt wähnt; mal fordert ein Anwalt, dass der Name seines Mandanten keinesfalls im Zusammenhang mit gewissen dubiosen Vorgängen auftauchen dürfe; mal fleht ein Vater, die Verfehlungen seines Sprößlings außen vor zu lassen ("Denken Sie an die Familienehre!"); mal droht ein Händler mit der Stornierung von Anzeigen, sollte die Redaktion sein Hobby nicht gebührend würdigen; mal kündigt ein Tierfreund an, dass er nie wieder die Zeitung lesen werde, wenn nicht Schluss sei mit diesen unsäglichen Artikeln über beißwütige Hunde; mal grantelt ein Vereinsboss, dass der lausige Sportreporter wohl ein anderes Spiel gesehen habe als er selbst; mal zieht ein Veranstalter vom Leder, weil der Beitrag über die erbärmliche Konkurrenz zwanzig Zeilen länger war als ... ach herrje, das ist der Alltag! Die Pressefreiheit gerät wegen solcher Geplänkel nicht in Gefahr.Bedenklich würde es erst, wenn die Mahner-Schimpfer-Forderer-Fleher-Droher-Ankündiger-Grantler-und-Vom-Leder-Zieher erfolgreich wären. Sind sie aber nicht, na ja: höchst selten. Es gibt unrühmliche Ausnahmen, etwa die politisch motivierte Ablösung des ZDF-Chefredakteurs Brender vor anderthalb Jahren. Beim Volksfreund entscheidet die Redaktion, was veröffentlicht wird. Es liegt an den Journalisten, ihre Unabhängigkeit zu verteidigen - und all den Versuchungen, Verlockungen, Verwünschungen standzuhalten. Herzliche Grüße! Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur E-Mail: forum@volksfreund.deDie Kolumnen im Internet: http://forum.blog.volksfreund.de

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