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Eberhard Hoos aus Trier schreibt zu einem wiederkehrenden Sprachproblem: Einer meiner Lieblinge ist der doppelte Superlativ, diesmal "zum bestaussehendsten Affen" (TV vom 7. Januar, Seite 28). Wird gerne genommen, ist dennoch unsinnig … Lieber Herr Hoos, Sie haben ja so recht: Da bricht man sich beim (Vor-)lesen fast die Zunge! Hat wohl jemand gedacht, die Meldung über den verschollenen Affen-Opa in Japan sei nicht einzigartigst genug, und mühte sich, das Optimalste, das Maximalste, das Perfekteste herauszukitzeln.

Was in keinster Weise hilfreich ist, aber so was von in gar keinster nicht! Einzigartigst, optimalst, maximalst, perfektest, in keinster Weise: alles sprachlicher Mumpitz, so wie der bestaussehendste Primat vom Stamme der Nihonzaru aus dem Lande Nippon. Mehr als einzigartig, optimal, maximal, perfekt, bestaussehend geht im Deutschen nicht. Und weniger als kein auch nicht. Wir begegnen ständig solchen windschiefen Steigerungsformen. In der Werbung, in den Medien, in der Politik. Wie kommt\'s? Zum einen, weil die in der Alltagssprache geduldeten Flapsigkeiten sich - etwa in sozialen Netzwerken - schneller verbreiten als Herpes und hastdunichtgesehen das Schriftdeutsch infizieren. Zum anderen, weil wir im Zeitalter der Maßlosigkeit leben. Normal ist nicht genug. Den Wettstreit um Aufmerksamkeit gewinnt, wer am lautesten schreit. Hyper, hyperer, am hypersten. Die reine Lehre der Grammatikaster (nein, das Wort existiert natürlich nicht) gerät leicht in Vergessenheit: Positiv. Komparativ. Superlativ. Groß, größer, am größten (regelmäßig). Gut, besser, am besten (unregelmäßig). Wenn Positiv = Superlativ, ist keine Steigerung möglich (einzigartig, optimal, maximal und so weiter). Der Hang zur Übertreibung, Überhitzung, Überdrehtheit spiegelt sich exemplarisch in den Unterhaltungen junger Leute. Ultrapeinlich. Voll die coole Mucke. Wirklich obergenial. Echt total nett. Krass abgefahren, ey. Aufhalten lässt sich der allgemeine Hang zur zerebralen Selbstvernebelung nicht. Sprache wandelt sich, sie ist kein starres System, sie war es nie. Die Masse der Nutzer (der Schwarm) bestimmt, was sich durchsetzt und was wieder verschwindet. Widerstand zwecklos? Jein. Gegen die Verlotterung wirkt der Einsatz simpler Hilfsmittel manchmal Wunder. Die elek tronische Rechtschreibprüfung Duden-Korrektor etwa jault gequält auf, wenn sie den bestaussehendsten Affen-Opa ertappt. Der Fauxpas in der Zeitung war also: überflüssigst. Herzliche Grüße! Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur Lob, Kritik, Anregungen? E-Mail: forum@volksfreund.de Mehr Kolumnen im Internet: http://forum.blog.volksfreund.de

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