Politik Führungsstärke sieht anders aus

Olaf Scholz

Zum Leitartikel „Ein müder Scholz mit einem stumpfen Schwert“ (TV vom 23. Dezember):

Der treffenden Analyse im Leitartikel zur Pressekonferenz der Ministerpräsidentenrunde muss (leider) noch hinzugefügt werden, dass die Prioritätenliste von Bundeskanzler Scholz wohl dem Ernst der Lage in keiner Weise gerecht wird.

Auf Platz 1 verkündet er mit sichtlich großer Freunde und Engagement den politischen Erfolg und den Amtsantritt von Frau Giffey in Berlin, bevor er eine gefühlte Ewigkeit später dann doch zum Tagesgeschäft übergeht, um wenig überzeugend und recht unmotiviert altbekannte Standpunkte in Sachen „Pandemiebekämpfung“ zum Vortrage zu bringen. Im Stile einer schlecht vorbereiteten Vorlesung, als sei er mit diesem außerordentlich wichtigen Themenfeld nicht allzu vertraut, liest er sodann die weiteren (weniger wichtigen?) Punkte auf seiner Prioritätenliste etwas holprig vom Blatt ab.

Ich war sehr irritiert ob dieses Fehlverhaltens, das doch sehr an Herrn Laschets Auftritt im Ahrtal erinnerte. Führungsstärke sieht anders aus und wäre doch so leicht, angesichts eines 19:0-Votums des Expertenrats und der eindringlichen Warnungen des RKI-Chefs, dem mittlerweile der Kragen zu platzen scheint ob der Naivität unserer politischen Entscheidungsträger.

Ich hatte mir ein konsequenteres und der Gefahrenlage entsprechendes Auftreten gewünscht. Positiv optimistisch stimmt nur, dass die Bevölkerung wohl zunehmend auf die Ratschläge der Experten zu achten scheint, wohl wissend, dass seitens der Politik, obwohl ausgestattet mit einer zweijährigen Pandemie-Erfahrung, dennoch nicht allzu viel erwartet werden kann.

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