Fußball

Zum Auftritt der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien und zum umstrittenen Jubeltanz in Berlin:

Musste das sein? Fußball begeistert viele Menschen, auch mich. Schön, wenn sich so durch den Sport über Grenzen und Sprachen hinweg die Bevölkerungen begeistern lassen und gemeinsam freuen und feiern können. Aber wie im Leben gibt es Gewinner und Verlierer. Deshalb fand ich die Gesten angepasst und lobenswert nach dem Spiel Deutschland gegen Brasilien, wo Spieler und Betreuer gegenseitig auf sich zugingen und sich in der Trauer und im Glück stumm in die Arme nahmen. In dem Turnier haben die Spieler doch erlebt, wie nahe Sieg und Niederlage beieinander liegen. Die Spiele gegen Algerien und Frankreich haben gezeigt, dass nur das Glückspendel Deutschland den Sieg gab. Im Finale war Argentinien gleichstark, wieder hat das Glück auf deutscher Seite gestanden. Das soll den Erfolg nicht schmälern, ich freue mich wie Millionen andere mit der deutschen Mannschaft. So eine Leistung soll gefeiert werden. Etwas hat meine Gefühle getrübt, nämlich wie bei der Feier in Berlin die Endspielgegner als kleine oder gebrechliche Gauchos dargestellt wurden und dann die deutschen Spieler als die großen Superhelden. Bei aller Euphorie, diese Nummer, fand ich, musste nicht sein. Walter Ferner, Bitburg Bei aller Freude über den Gewinn der WM sollte man als deutscher "Fan" die Kirche im Dorf lassen und Folgendes nicht vergessen: Gegen Portugal pfiff der Referee nach nur zwölf Minuten einen Elfmeter zugunsten des DFB-Teams, den nicht jeder Schiedsrichter gegeben hätte. Der Freistoß für Deutschland, der dem 3:0 voranging, war unberechtigt. Der Platzverweis von Pepe war fragwürdig. Damit war für Portugal schon nach 20 Minuten das Spiel praktisch nur noch ein Freundschaftsspiel. Gegen Ghana stand die deutsche Mannschaft kurz vor dem Knockout und erzielte mit Ach und Krach noch ein Unentschieden. Aufgrund der Freundschaft der Trainer Löw und Klinsmann fand die Begegnung Deutschland-USA in einer äußerst harmonischen Atmosphäre statt und hatte Freundschaftsspielcharakter. Gegen den Fußballzwerg Algerien wankte das DFB-Team wie ein angeschlagener Boxer - das Spiel endete für sie jedoch mit einem Happy End. Gegen eine brasilianische Mannschaft, die nie den Eindruck eines Titelaspiranten machte und darüber hinaus durch die schwere Verletzung ihres einzigen Klassespielers Neymar gehandicapt war, gelang ein Kantersieg. Nach Neymars Verletzung gehörte die Mannschaft des WM-Gastgebers für den Rest des Turniers auf die Couch des Psychiaters, was durch eine erneute desaströse Leistung im Spiel um den dritten Platz gegen die Niederlande offensichtlich wurde. Letztendlich war die Leistung des neuen Weltmeisters im Spiel gegen Argentinien eine der besseren. Darüber hinaus hatte man das nötige Quäntchen Glück. Darum, liebe Fußballenthusiasten, bei aller Freude über den Titelgewinn - auf dem Teppich bleiben kann nicht schaden. Udo Simon, Trier Nach der eindrucksvollen Vorstellung mit dem Gewinn des Weltmeistertitels habe ich eine Rückkunft auf dem Frankfurter Flughafen erwartet, an die sich eine Fahrt zum "Römer" und ein Empfang auf diesem Platz anschließt. Wenn schon eine Umleitung zum Flughafen Tegel in Berlin und anschließend eine Fahrt im offenen Bus durch die Stadt stattfindet, erwartete ich außer der für diese Zwecke ungeeigneten Fanmeile eine besondere Geste der Feierlichkeit durch den Regierenden Bürgermeister. In meiner Fantasie glaubte ich, dass er ein besonderes Geschenk für die Mannschaft vorbereitet hatte (außer Gästebuch): Dieses Verhalten kann doch nur mit einer positiven Nachricht über den immer wieder verschobenen Berliner Flughafenneubau zusammenhängen, so dachte ich. Aber meine Erwartung wurde enttäuscht. Stattdessen musste sich die Mannschaft aufteilen, die Gruppen betätigten sich als Unterhalter - was aber misslang. Lediglich der Trainer bewies Haltung: Er musste "förmlich nach vorn geschoben werden, damit ihn die Massen bejubeln konnten". Über die beeindruckende Ausrichtung der WM durch das Gastgeberland Brasilien war kein Wort seitens der Mannschaft zu hören. Walter Krug, Trier Da feiern unsere Jungs mit 400 000 begeisterten Fans froh und ausgelassen den verdienten WM-Titel und führen ein harmloses Gaucho-Tänzchen auf - schon fällt die deutsche Journaille über sie her. Es ist unfassbar. Während die ganze Welt nur in höchsten Tönen (England: "Real Gentlemen") von der deutschen Nationalmannschaft spricht, finden einige selbst ernannte Gesinnungspolizisten mit Geltungsdrang doch tatsächlich noch ein Haar in der Suppe. Die ganz überwiegende Mehrheit der Deutschen hat für die mit falscher Moral durchzogene Kritik absolut kein Verständnis und lässt sich auch in ihrem Patriotismus und ihrer Identifikation mit der Mannschaft nicht beirren. Mein Tipp an die schreibende Zunft der sogenannten Gutmenschen: Wenn euch sonst nichts mehr anderes einfällt, dann bohrt euch doch - verdammt noch mal - ein Loch ins Knie, gießt Milch rein und schüttelt das Ganze so lange, bis die Milch sauer wird! Reimund Weichsel, Wallendorf

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