Landwirtschaft Ganz andere Sorgen

Zum Artikel „Von billigem Fleisch und verzweifelten Bauern“ (TV vom 6./7. Februar) schreibt Felix Willems:

Vergleicht man die Lösungsansätze der Parteien mit den Aussagen der Landwirte, wird offensichtlich, wo aktuell die Probleme liegen.

Die Parteien wollen den Landwirten helfen, indem sie ihnen Einmalzahlungen versprechen, Kennzeichen auf Lebensmittelverpackungen drucken, Ministerien umstrukturieren, die ökologische Landwirtschaft ausweiten. Andere warten mit Parolen auf, dass man doch die bäuerliche Landwirtschaft erhalten will beziehungsweise man nicht noch mehr Verordnungen einführen möchte.

Schaut man sich dagegen die Sorgen der Landwirte an, liegen diese schwerpunktmäßig ganz woanders. Landwirte brauchen Planungssicherheit, da sie teilweise horrende Investitionen tätigen müssen, welche über 20 bis 25 Jahre abbezahlt werden. Auch Ackerbausysteme müssen viele Jahre ausgeführt werden, damit ihre Effekte sichtbar werden. Daher ist es für Landwirte kaum möglich, ihr Unternehmen bei ständig wechselnder Gesetzeslage für die Zukunft aufzustellen.

Des Weiteren stehen deutsche Landwirte in Konkurrenz mit ausländischen Landwirten. Steigen nun in Deutschland durch weitere Auflagen die Produktionskosten, während im Ausland Systeme aufgebaut werden, die hier verboten werden, können deutsche Landwirte wirtschaftlich nicht mehr mithalten.

Es ist fraglich, ob sich dieses Problem mit einer Herkunftskennzeichnung der Lebensmittel lösen lässt oder ob es nicht besser wäre, wenn alle in Deutschland verkauften Lebensmittel unter den gleichen Standards produziert werden. Dies würde auch dem Verbraucher beim Einkauf ein sicheres Gefühl geben.

Die Aufgabe der Politik sollte es nun sein, Strukturen zu schaffen, in denen Landwirte langfristig planen können und in denen sie in einem fairen Wettbewerb zum Ausland arbeiten können. Hierzu sind, gerade um eine umweltschonende und nachhaltige Landwirtschaft zu gewährleisten, natürlich Verordnungen nötig. Diese sollten jedoch praxistauglich sowie wissenschaftlich basiert sein. Dies erreicht man jedoch nicht durch Einmalzahlungen für Betriebsnachfolger, da diese nur eine künstliche Lebensverlängerung für die Betriebe bedeuten würde.

Ebenso wenig hilft hier die Zielsetzung zum Erhalt der sogenannten bäuerlichen Landwirtschaft. Kleine Betriebe haben nicht automatisch eine nachhaltige Landwirtschaft zu Folge. Genauso wenig garantiert der ökologische Landbau ein gesichertes Einkommen der Betriebsleiter.

Felix Willems, Landwirt, Lampaden

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