Leserbriefe Gefährliches Kesseltreiben

Zur Berichterstattung über die Unruhen im Iran und zum Interview mit Parviz Dastmalchi (TV vom 4. Januar) meint Horst Schorle:

 Krise im Iran: Nach den Protesten und Straßenkämpfen zu Jahresbeginn mit zahlreichen Toten hat der einflussreiche Kleriker Ahmad Khatami im Freitagsgebet am 5. Januar (unser Bild) soziale Medien verantwortlich gemacht. Zur angespannten Lage im Iran der Leserbrief unten.

Krise im Iran: Nach den Protesten und Straßenkämpfen zu Jahresbeginn mit zahlreichen Toten hat der einflussreiche Kleriker Ahmad Khatami im Freitagsgebet am 5. Januar (unser Bild) soziale Medien verantwortlich gemacht. Zur angespannten Lage im Iran der Leserbrief unten.

Foto: dpa/Ebrahim Noroozi

Wird da im Nahen Osten schon wieder ein Krisenherd aufgemacht? Das wäre in hohem Maße gefährlich, da der Iran in dieser Region eine militärische Großmacht ist. Inwieweit die USA und Israel ihren Anteil an den Unruhen haben, die im Moment das Land erschüttern, mag eine Überlegung wert sein.

Israel fürchtet, trotz seines Atomwaffenarsenals, den Iran und hat in der jüngsten Vergangenheit immer wieder vergeblich Militärschläge gegen die islamische Republik gefordert. Die USA, als Schutzmacht Israels, bezeichnen dieses geschichtsträchtige Land neuerdings wieder als Schurkenstaat, den es zu bekämpfen gilt. Es wäre demnach nur folgerichtig, diese Nation von innen heraus zu schwächen, wie dies in Lateinamerika, Afrika und dem Nahen Osten schon so oft durch gezielte Einflussnahme praktiziert wurde.

Der Iran ist ein Land, das sich unter Präsident Hassan Ruhani, und dies ging nur mit Zustimmung des Religionsführers Chamanei, dem Westen öffnet, das, im Gegensatz zu Israel, auf den Besitz von Atomwaffen verzichtet hat. US-Präsident Trump negiert die Aussagen der Expertenkommission, der Iran würde sich an die Abmachungen halten, und lässt schon die Geschütze im UN-Sicherheitsrat auffahren.

Ich wage zu prophezeien, dass die Kampagnen gegen die Führung des persischen Landes in den nächsten Wochen ähnlich gestrickt sein werden wie bereits in der Vergangenheit gegen die Regierungen in Libyen, im Irak, in Syrien und Ägypten.

Parviz Dastmalchi spricht im TV-Interview vom Aufstand des Volkes, den ich so nicht erkennen kann, und fordert von der Bundesregierung, den politischen und wirtschaftlichen Druck auf den Iran zu erhöhen. Dem stimme ich nicht zu. Wo sind denn die Verbesserungen für das Volk von Libyen und des Iraks geblieben, denen man statt Diktatoren westlich genehme Vasallen vorgesetzt hat. In diesen Ländern werden weiterhin Menschen Opfer von Gewalt, Staats- und Drohnenterror. Da­rüber spricht man nicht! Ich hoffe, dass Deutschland und die EU sich aus diesem erneuten Kesseltreiben gegen einen Staat im Nahe Osten heraushalten werden und ihre traditionell guten Beziehungen zu Persien nutzen, um die jetzige Lage schnellstens zu befrieden.

Horst Schorle, Ingendorf

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