Landwirtschaft Geistig eher behäbig

Zum Artikel „Nitrat im Wasser: Brüssel droht, Berlin gehorcht, Bauern sind sauer“ (TV vom 4. November) schreibt Dr. Rainer Schnettler:

Abgesehen davon, dass sich der Volksfreund seit Jahren in der Auswahl und in der Wortwahl seiner Themen an die Bild-Zeitung ranschmeißt, um ihr Leser wegzunehmen, ist diese Überschrift so unsäglich wie zum Beispiel der Brexit.

Der TV unterstellt mit dieser Überschrift, dass in Brüssel irgendwelche willkürlich agierenden abgehobenen Politiker über uns arme Deutsche (Bauern) bestimmen.

Diese Schlagzeile signalisiert, dass das Marionettenkabinett in Berlin, alles rückgratlose Polit-Amateure, einknickt und ohne Nachdenken gehorcht. Und der arme Bauernstand muss bluten, wird ans Kreuz genagelt und vernichtet. Dass unser aller Trinkwasser wirklich nachweislich bedroht ist und immer ungesünder wird, stimmt also doch nicht? Vielmehr scheint es so zu sein: Die Bauern, die doch so brav unsere Umwelt erhalten und pflegen, werden in ihrer schweren Arbeit gestört und in ihrer kargen Existenz vernichtet.

Ist der TV gegen Deutschlands Mitgliedschaft in der EU, gar gegen die EU selber? Sind die Bauern, die zur Profitmaximierung/zum Überleben im Kapitalismus, wie Marx sagte, „die Springquellen allen Reichtums“, die Natur, beschädigen, ganz arme Schlucker? Haben wir nicht selber die Abgeordneten des EU-Parlaments gewählt? Ist der übertriebene und verantwortungslose Fleischverbrauch eines geistig eher behäbigen Teils der Bevölkerung so in Ordnung? Tragen die Discounter nicht indirekt dazu bei, die Trinkwasserqualität zu verschlechtern? Schade, dass der Volksfreund mit dieser Überschrift antieuropäische und nationalistische Agitation unterstützt. Da hätte er mehr Verantwortung zeigen müssen.

Dr. Rainer Schnettler, Kasel

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