Gemeinsam stark

Zum Leserbrief "Hochzeit ohne Sinn" (TV vom 28. Februar):

Mit Interesse verfolge ich die Diskussion um die eventuelle Zusammenarbeit oder Fusion der beiden rheinland-pfälzischen Molkereien. Leider findet eine vorurteilsfreie Debatte über die Vor- und Nachteile nicht statt. Die Hochwald-Molkerei ist in den vergangenen Jahren über Fusionen und Markenzukäufe gewachsen. Die notwendigen Investitionen und Werksschließungen waren konsequent und erfolgreich. Das kann man auch am Milchpreis erkennen, der in den letzten beiden Jahren über dem der Milch-Union Hocheifel (Muh) lag. Die Muh verfügt sicher über eine hochmoderne Milchverarbeitung, aber man kann feststellen, dass große Investitionen und moderne Technik nicht ausreichen, um am Markt höhere Preise für ihre Landwirte durchzusetzen. Hier ist der Punkt, an dem eine Zusammenarbeit großen Sinn machen würde: gemeinsam stärkere Marktstellung gegenüber dem Handel. Einsparungen bei: Investitionen - viele Produkte werden in beiden Unternehmen produziert; der Erfassung - hierzu benötigt man bei gutem Willen nicht einmal eine Fusion; Einkauf - durch größere Einkaufsmengen.

Als Hochwald-Lieferant bin ich verwundert, dass die Muh zu einer neutralen Prüfung nicht bereit ist. Humana und Nordmilch zum Beispiel haben bei ihrer Fusion ein Einsparpotenzial von 60 Millionen Euro festgestellt. Dies entspricht einem Cent pro Kilogramm Milch. Natürlich haben die Eigentümer von Muh und Hochwald das Recht, die Selbstständigkeit ihrer Unternehmen zu bewahren. Meiner Meinung nach verpasst man dabei aber die Chance, im europäischen und globalen Wettbewerb langfristig als gewichtiger Partner, auch im Sinne der Milcherzeuger, wahrgenommen zu werden. Über 30 Jahre lang hatten Muh und Hochwald eine Spitzenposition in Deutschland, weil es damals Verbände und Geschäftsführungen gab, die rechtzeitig leistungsfähige Genossenschaften bildeten. Heute laufen wir Gefahr, diese gute Position zu verlieren. Bei einer am Wohl der Milcherzeuger orientierten Auseinandersetzung haben persönliche Befindlichkeiten nichts zu suchen.

Es geht darum, im Markt gemeinsam stärker zu sein, als es jeder für sich alleine ist. Daran sollten sich die Entscheidungen orientieren, denn das zahlt sich für alle aus.

Jürgen Wirtz, Niederweis

milchwirtschaft

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