Genug andere Probleme

Zu den Plagiats-Vorwürfen gegen Karl-Theodor zu Guttenberg:

Vorneweg: Sollten die Vorwürfe gegen Karl-Theodor zu Guttenberg zutreffen, muss dies Konsequenzen haben, das steht nicht zur Diskussion. Da jedoch die Unschuldsvermutung in Deutschland scheinbar nicht mehr existiert, möchte ich die Diskussion um ihn in eine andere Richtung lenken:

Angesichts der höchsten Staatsverschuldung aller Zeiten, der höchsten Neuverschuldung aller Zeiten, Millionen Hartz-IV-Empfängern und eines erneuten brutalen Überfalls auf einen Menschen in einer U-Bahn-Station ist es doch sehr verwunderlich, wie sich Medien und Opposition auf unseren Verteidigungsminister stürzen.

Haben wir keine anderen Probleme in Deutschland als Guttenbergs Fußnoten in seiner Dissertation?

Natürlich ist das - sollten die Plagiatsvorwürfe zutreffen - nicht zu tolerieren, aber hier wird das Problem der Bundesrepublik Deutschland sichtbar: Über so einen "Mist" kann sich tage- und wochenlang aufgeregt werden, seit Monaten blamieren sich Regierung und Opposition bei der Einigung zur Hartz IV-Reform, die Europäische Union steht vor weitreichenden Veränderungen und Herausforderungen, und niemand diskutiert darüber, wie das Schuldenproblem innerhalb der EU gelöst werden soll.

Würden Regierung und Opposition in diesen und anderen Angelegenheiten mal einen vergleichbaren Aktionismus zeigen, hätten wir sicherlich viele Probleme weniger.

Guttenberg wird jedoch für viele Politiker - sowohl aus dem eigenen Lager als auch aus dem Oppositionslager - aufgrund seines Saubermann-Images als Bedrohung angesehen, also ist dieser Vorfall doch die passende Gelegenheit, ihn abzusägen.

Ich hoffe nur, dass es Guttenberg nicht ähnlich geht wie einigen anderen kompetenten Politikern, etwa Friedrich Merz oder Wolfgang Clement. Sie müssen sich ihren Weg außerhalb der Politik suchen und dort erfolgreich sein.

Michael Ludwig, Körperich

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