Medien Geschmacklos, unpassend

Zum Artikel „Schrecklicher Verdacht gegen 15-Jährige“ (TV vom 4. Dezember) schreibt Sonja Repplinger:

Die Würde des Menschen ist unantastbar und die Diskussion, ob Kinderrechte als Grundrecht im Grundgesetz stehen sollten, ist im Gange. Wir leben glücklicherweise in einem Rechtsstaat, in dem die Unschuldsvermutung bis zum Beweis des Gegenteils gelten sollte. Mit Grausen las ich Ihren geschmacklosen Aufreißer auf dem Titelblatt. Es ist unpassend, ein vermeintliches Familiendrama so auf der ersten Seite zu präsentieren, diese Art von Journalismus kennt man sonst nur aus der Boulevardpresse. In einem neutralen Artikel im Lokalteil hätten Sie die lobenswerte Arbeit der Feuerwehr und Höhenrettung anerkennen können, ohne dabei die Verdächtigungen gegen eine Minderjährige so detailliert zu beschreiben. Wir leben in einer ländlichen Region, in der jeder jeden kennt. Wie soll dieses Mädchen die Kraft finden, wieder in ihre Schule zu gehen, nachdem jeder weiß, was sie vielleicht getan haben könnte? Wie können Mutter und Tochter als Familie wieder zueinander finden, wenn sie in jeder Alltagssituation mit Blicken und Getuschel verfolgt werden? Auch falls dieses Mädchen einen schwerwiegenden Fehler begangen haben sollte, so ist das primäre Ziel, wieder zu einer vertrauenden Familie zu werden. Die Jugendliche, ihre Mutter, ihre ganze Familie benötigen in dieser schwierigen Situation Hilfe und Unterstützung statt medialer Hetze.

Sonja Repplinger, Wincheringen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort