GESELLSCHAFT

Zu den Leserbriefen "Dumm, brandgefährlich [... ]"(TV vom 30. Dez.):

Da ist er also wieder, der Aufschrei(er) aus Flußbach. Kaum ein Thema, das Manfred Schmitz nicht mit seinen polemischen Texten beackert (hat). Diesmal also Pegida. Willkommen sind ihm die "vielen braven Menschen aus der Türkei, die sich mit der Integration in einer fremden, ablehnenden Kultur sehr schwer (getan haben)". Halt, Wärme und Identität hätten sie nur unter sich und in ihrer Religion finden können. Die seien uns willkommen, meint er. Ist das jetzt purer Zynismus oder ernst gemeint? In einem weiteren Abschnitt umreißt er die Art von Menschen, die in Deutschland nicht willkommen sind. Die Schlussfolgerung ist dann bezeichnend für Pegida-Befürworter und zeigt unverblümt die geistige Nähe zu Rechtsradikalen: Wie sonst ist die Forderung nach politischen Leitfiguren zu verstehen, die klar ansagen, wohin die Reise gehen soll? Der Ruf nach einem starken Führer (interessanterweise fällt in diesem Zusammenhang bei den Rechtsradikalen so gut wie nie der Name Adolf Hitler) hat Deutschland und die Welt schon einmal ins Verderben gestürzt. Ich freue mich, in einem multikulturellen, demokratischen Staat wie Deutschland aufgewachsen zu sein und hier leben zu dürfen. Das Tolle an diesem demokratischen Staat ist, dass er die Kraft und die Toleranz aufbringt, Menschen wie Herrn Schmitz und seine Gesinnungsgenossen zu ertragen. Wilhelm Hermsen, Bauler Aufgeklärte gehen nicht bei Pegida mit, schon gar nicht mit einem deutschen Kreuz. "Christen dürfen bei Pegida nicht mitmachen." Leider spricht Kardinal Marx selten Klartext. Sich eine Gruppe als Sündenbock suchen für all das, was in unserem Land falsch läuft, sollte uns an unsere dunkelsten Zeiten erinnern und wachsam sein lassen. Wie kann man in einer Gruppe mitlaufen, in der jemand die "deutschen Christen" davor warnt, dass wir bald alle geschächtet werden? Bitte keine Neuauflage der "deutschen Christen", diesmal gegen den Islam. Und nicht vergessen, dass das Judentum und der Islam Schwesterreligionen sind! Da redet man miteinander, wenn es Probleme gibt (oft haben sie ja mit der Schwester nichts zu tun), aber man bekämpft sich nicht. Wenden sich die Pegida-Mitläufer mit ihren berechtigten Sorgen an die Politiker? Für die Lohndumpingpolitik, die Menschen in die Altersarmut treibt, sind die Politiker und die Wirtschaft zuständig - und davon sind alle betroffen, egal, welcher Religion sie angehören. Martina Lenzen, München

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort