Gesellschaft

Zur Berichterstattung und zu Leserbriefen über die Flüchtlingskrise:

Die Flüchtlingsströme im Herbst erfreuten die einen und beunruhigten die anderen. Angela Merkel gab eine "europäische" Lösung bekannt mit Verteilung der Flüchtlinge in ganz Europa. Die meisten europäischen Staaten haben das aufgrund ihrer Lage und auch Geschichte anders gesehen als Deutschland, vom großen Frankreich bis zum kleinen Slowenien, und konnten die Aussicht auf Chaos in ihren Ländern, das von Merkels Entscheidungen ausgegangen wäre, nicht ertragen. Die neue "europäische" Lösung basiert auf dem schwächsten Glied in der EU, Griechenland, und einem Deal mit der Türkei. Dem Sultan verspricht man viel Geld (ohne Obergrenze?) und den Eintritt in die EU, was Frau Merkel vor zehn Jahren ablehnte. Hatte die EU jemals einen solchen Beitrittskandidaten? In Rumänien und Bulgarien herrscht bloß Korruption. Aber Erdogan tritt die Bürgerrechte mit Füßen, sodass Orbán vor Neid erblassen muss, er führt Krieg gegen Teile seiner eigenen Bevölkerung, und die Türkei, so groß wie die Bundesrepublik, aber viel ärmer, würde hoch verschuldet dem Euro beitreten. Von der Sorte haben wir wahrlich genug in der Euro-Zone. Ist der Eintritt einmal geschafft, könnten wir nicht mit einem eventuellen "Texit" rechnen. Es ist nicht undenkbar, das wir dann sagen, die eingebildeten Engländer sind uns lieber, wenn sie nicht weggehen. Peter Oldfield, Mertesdorf Die schrecklichen Kriegs- und Flüchtlingsschicksale, die sich fast täglich am Südrand Europas ereignen, lassen uns immer wieder neu spüren, dass in erreichbarer Entfernung Krieg herrscht und Europa und besonders Deutschland wie ein Schwamm die Flüchtlinge aufsaugen. Ich finde es schrecklich, dass verängstigte syrische Bürger vor Krieg und Terror ein paar Tausend Kilometer flüchten müssen, und unsere "lieben" EU-Nachbarn - anstatt zu helfen - Zäune bauen. Mit der Zahlung von ein paar Milliarden Euro an die Türkei wollen sich die EU-Staaten jetzt freikaufen. Die Grenzkontrollen und die Zurücknahme von Flüchtlingen durch die Türkei sind nur ein staatlich gelenkter Menschenhandel mit in Not geratenen Bürgern. Oder gleichen die Milliarden-Zahlungen nicht vielmehr einem weit überzogenen, modernen Judaslohn, weil die EU die freiwillige Aufnahme von verängstigten und traumatisierten Menschen sonst nicht besser regeln konnte?! So wie Karfreitag die Glocken nach Rom geflogen sind, so hat die EU mit diesem Flüchtlingsdeal ihre christlichen Humanitätswurzeln vertraglich eingepackt. Von den vor über 100 Jahren quer durch die Türkei verschleppten armenischen Christen und den mindestens auf drei Staaten aufgeteilten Kurden, die in der Türkei als Terroristen bekämpft werden, spricht fast keiner mehr. Ullrich Papschik, Bitburg Zum Leserbrief "Kanzlerin auf Kurs" (TV vom 23. März): Der Meinung von Alfred Mauren zur Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin kann ich mich zum großen Teil anschließen. Der Deal mit der Türkei verursacht mir allerdings Unbehagen: Dieses Land erhält horrende Summen dafür, dass es uns die Flüchtlinge vom Hals hält. Als würde das die Probleme lösen! Wir können uns in Europa nicht einmauern, um der Problematik zu entgehen. Wenn ich richtig informiert bin, hat die türkische Regierung - und nicht nur diese - den IS lange mindestens indirekt unterstützt. Ich bezweifle, dass es diese Unterstützung nicht mehr gibt. Solange es Waffenlieferungen in Krisen- und Kriegsgebiete gibt, werden Menschen flüchten, wenn sie am Leben bleiben wollen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Waffen allein aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den USA auf Umwegen in die Hände des IS gelangt sind. Jede gelieferte Waffe = ein Flüchtling? Und damit werden ja dann nicht nur die Bewohner von Kriegsgebieten umgebracht, sondern auch Deutsche, Europäer, möglicherweise deutsche Soldaten. Und die Waffenlobby lacht sich eins ins Fäustchen, verdient sich eine goldene Nase! Da packt einen doch die Wut! Maria Leiff, Üxheim-Leudersdorf

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