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Zum Artikel "Schwuler Schützenkönig könnte disqualifiziert werden" (TV vom 10. August):

Meinung

Echt erst nach zehn Generationen
Trierern, die Ostwestfalen kennen, ist eines längst klar: Ein schwuler Außenminister und Vizekanzler geht, ein Berliner Regierender Bürgermeister auch. Eines geht aber auf gar keinen Fall: ein schwuler Schützenkönig. Oder, um es mit den Worten unseres zwar nicht geografisch, aber intellektuell direkt an Ostwestfalen grenzenden saarländischen Nachbarn, dem "Becker-Heinz", zu sagen: "Ich bin ja bestimmt nitt tolerant, aber irgendwann iss Schluss!" Aber Hand aufs Herz: ein schwuler Schützenkönig? Für einen "echten" Ostwestfalen der absolute Supergau! Wobei "echt" in diesem Zusammenhang bedeutet, dass alle, aber auch alle Urahnen dieses Landsmanns aus Ostwestfalen stammen müssen - möglichst aus demselben weltoffenen 100-Seelen-Ort. Und nicht etwa solche zugezogenen Multi-Kulti-Spinner, die womöglich erst vor zehn Generationen ihre Zelte in Ostwestfalen aufschlugen. Die gehören natürlich nicht dazu. Dabei liegt die Lösung in diesen Tagen, in denen so viel von der ehemaligen Berliner Mauer gesprochen worden ist, für den überzeugten Ostwestfalen doch längst auf der Hand: ein antidemokratischer Schutzwall - möglichst um jede ostwestfälische Gemeinde drum herum. Das hätte schon was: Jedes Dorf feiert sein absolutes gesellschaftliches Highlight Schützenfest unter sich, unbehelligt von anderen Menschen, die womöglich gar nicht aus dem Örtchen, sondern aus dem Nachbarort stammen. Womöglich sogar aus anderen Teilen Deutschlands oder gar aus dem Ausland?! Gott bewahre! Denn unterm Strich ist jedem echten Ostwestfalen eines klar: Weltwirtschaftskrise und Staatspleiten hin, Jugendkrawalle und Hungersnöte her - irgendwie gab es das alles schon einmal und wird auch diesmal wieder bewältigt werden. Aber einen schwulen Schützenkönig in Ostwestfalen kann es - und darf es - nicht geben. Niemals! Johannes Wilhelm Steinbach, Trier

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