Gesellschaft

Zur Berichterstattung über die Flüchtlingskrise, insbesondere zu den Ursachen und zum Versagen der Politik:

Wenn an den EU-Grenzen die ersten Schüsse fallen, spätestens dann wird auch der letzte naive Politiker begreifen, dass die EU nie eine Gemeinschaft mit gleichen Werten war und das auch niemals sein wird. Bisher nur zusammengehalten von überwiegend wirtschaftlichen Interessen, von denen die EU-Staaten, die sich jetzt vehement gegen feste Aufnahmequoten für Flüchtlinge wehren, am meisten profitiert haben. Erst in der Not lernt man seine wahren Freunde kennen. Schade, aber die EU ist gescheitert. Die Idee war gut, ist aber, wie so oft, miserabel, um nicht zu sagen stümperhaft umgesetzt worden. Das Dublin-Abkommen war nur eine Verschiebung der Verantwortung an die Südeuropäer. Schengen mit den offenen Grenzen hat Kriminellen, Drogen- und Menschenhändlern ihre "Arbeit" erleichtert. Hinzu kommt, dass man mal wieder nicht in der Lage war, die wirklich wichtigen Dinge richtig einzuschätzen und gezwungen wird, in Aktionismus zu verfallen. Die EU-Kommission ist ein lahmes Pferd, das nicht für schnelle Rennen taugt, aber extrem hohen Unterhalt kostet. Bei den Griechenland-Hilfen gab es mehrmals in der Woche Krisensitzungen. Relativ schnell hat man sich dann auch gegen den Willen der Griechen für eine Hilfe von 84 Milliarden Euro geeinigt. Mein Vorschlag wäre gewesen: Mal vier Milliarden Euro hiervon an die Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen für Flüchtlingslager im Libanon zu überweisen, in denen eine Million Menschen kaum wissen, wie sie überleben sollen - weil das Geld fehlt?! Es ist beschämend, wie die Weltgemeinschaft sich verhält. Russland schürt mit seiner Unterstützung des Assad-Regimes in Syrien die Flucht weiterer Menschen nach Europa und reibt sich vor Freude die Hände. Es ist doch so einfach, Europa zu destabilisieren. Das ist kein Europa mehr, auf das man stolz sein kann - Stacheldraht und Zäune in Ungarn und Calais. Mazedonische Polizisten, die auf wehrlose Flüchtlinge einprügeln. Mir wird schlecht! Elmar Alders, Saarburg Wie gehen wir mit den Flüchtlingsströmen um? Das ist eine Frage, die so gut wie jeden beschäftigt. Natürlich ist es beruhigend, dass bei dem weitaus überwiegenden Teil unserer Bevölkerung die Hilfsbereitschaft so groß ist. Trotzdem kann man nicht ausschließen, dass es zu Problemen kommen kann, wenn die Zahl der Flüchtlinge weiter steigt. Wir können ja "nur" die Folgen vor Ort in den Griff kriegen. Die Ursachen für die Flüchtlingsnot sind aber vielfältig und nur auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene zu regeln. Sehr gut auf den Punkt gebracht hat das TV-Korrespondent Christopher Ziedler in der Ausgabe vom 3. September, in der er sich deutlich für eine ernsthafte Bekämpfung der Fluchtursachen ausspricht. Die Menschen verlassen ihre Heimat ja nicht freiwillig und gerne. Nein, es geht ihnen ausgesprochen dreckig bis hin zu Lebensbedrohungen! Was diese Welt braucht, ist eine Entwicklungshilfe für benachteiligte Regionen, die ihren Namen verdient und sich auch um die Änderung der Verhältnisse vor Ort kümmert. Und wir brauchen ein Wirtschaftssystem, das gerechte Preise voraussetzt und die Kosten von Umweltschutz und menschlicher Arbeit nicht auf spätere Generationen abschiebt, um jetzt Waren zu Dumpingpreisen anbieten zu können. Und selbstverständlich führt auch unser Waffenexport zu kriegerischen Einsätzen, wenn - wie Herr Ziedler es klar zum Ausdruck bringt - "an allen Unruheherden der Welt Waffen made in Germany im Überfluss vorhanden sind". All das ändert sich erst, wenn die Politiker sich endlich mehr am Willen des Volkes als an dem von Interessenvertretern orientieren. Wir sind doch eine Demokratie, oder? Heide Weidemann, Erden

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