GESELLSCHAFT

Zur Berichterstattung über Toleranz und Religion in Deutschland:

Unsere Zeitungen sind voll von dem Slogan "Toleranz gegenüber den Religionen". Doch leider ist weder in den Zeitungen noch in unserer Gesellschaft diese angepriesene Toleranz oft zu finden. Ein Armutszeugnis. Wenn wir in Bezug auf Religionen von Toleranz sprechen, so sollte es darum gehen, den anderen, den uns Fremden zu tolerieren, zu akzeptieren, in seiner Fremdheit zu betrachten, zu verstehen und anzunehmen, wie er ist. Es scheint jedoch oft so, als hätten wir ein falsches Verständnis von Toleranz. Wissen wir überhaupt, was unser Gegenüber ausmacht, wie seine Religion sein Leben beeinflusst und wie seine uns fremde Kultur es geprägt hat? Oder bedeutet Toleranz nur, dass der andere mir egal ist und mich überhaupt nicht interessiert, dass ich akzeptiere, dass jeder macht, was er will, solange ich mich nicht damit auseinandersetzen muss? Ein weiterer Aspekt, der diese häufige Verwendung des Begriffs der Toleranz gegenüber den Religionen für mich lächerlich macht, ist der Umgang mit den christlichen Religionen. Denn dort lässt man alles andere als Toleranz walten. Mit teilweise gezielten Medien-Kampagnen werden Unwahrheiten verbreitet, um so negative Stimmung gegen die Kirche zu verbreiten. Dass vielen Berichten eine fundierte Grundlage fehlt und diese auch nicht das Ziel der Berichte ist, fällt oft sehr schnell auf. Es wird versucht, die Kirche systematisch fertigzumachen. Differenzierung ist häufig Fehlanzeige. Alles wird über einen Kamm geschoren, Aussagen werden aus dem Zusammenhang gerissen und gute Berichterstattung scheint oft gar nicht mehr das Ziel zu sein. Selbst bei den öffentlich-rechtlichen Medien ist dies häufig der Fall. Als Priesterseminaristen erleben wir diese fehlende Differenzierung und den Hass auf das Christentum oft persönlich. So kommt es leider ab und zu vor, dass wir sonntags auf dem Weg zum Dom von Passanten aufs Übelste beleidigt werden und mit einem Generalverdacht in die Schublade derer, die Fehler gemacht haben, gesteckt werden. Wir leben in einer Gesellschaft, in der oft von Toleranz gesprochen wird. Diese auch einmal erleben zu dürfen, wäre sehr schön und der einzige Weg für ein gutes Miteinander in einem multikulturellen Land wie Deutschland. Tobias Schmitt, Bernkastel- Kues

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