Gesellschaft

Zum Artikel "Hoffnungsträger Karl Marx" (TV vom 14. März):

So ändern sich die Zeiten. Jemand, der vor 40 Jahren in Trier für eine Zeitung arbeitete, erinnert sich, wie unangenehm es für einen Schreiber war, Karl Marx in einem Artikel nennen zu müssen: Es geschah nur, wenn es unumgänglich war, zum Beispiel, wenn es um die Erwähnung seines Geburtshauses ging. Aber es klang immer verschämt und wurde mit einem Nachsatz abgemildert, damit ja nicht der Eindruck entstand, die Zeitung sei einer Meinung mit dem Philosophen und Sozialisten, sei stolz auf den Sohn der Stadt und empfehle ihn ihren Lesern. Und nun Karl Marx als Hoffnungsträger für den Tourismus in Trier! "Ikone Karl Marx, Kultbilder und Bilderkultur" soll die Ausstellung heißen, die 2013 im Stadtmuseum Simeonstift gezeigt wird. Heißt das, dass die Trierer sich mit Karl Marx ausgesöhnt haben, dass sie seine Theorien nicht mehr ablehnen, ihn nicht mehr verdammen? Wohl kaum. Denn das ist mit der Ausstellung nicht gesagt. Der Titel deutet ja schon an, dass sie keine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit seinem Werk sein will. Es bleibt verborgen, was die Veranstalter darüber denken. Aber auf der Suche nach einem klangvollen Namen, der als Zugpferd für den Tourismus ähnliche Erfolge wie die Konstantin-Ausstellung bewirken kann, bedient man sich gern seines Namens. Honi soit qui mal y pense (ein Schelm, wer Böses dabei denkt). Trudel Hayer-Krisam, Trier

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