Gesellschaft

Zum Artikel "Sozialverband sieht immer mehr Armut in Deutschland" (TV vom 20. Februar):

Hurra, endlich - der Dax hat die 11 000 Punkte geknackt. Na, das ist doch mal eine gute Nachricht! Allerdings nicht für den größten Teil der Bevölkerung. Damit können die meisten gar nichts anfangen. Ich frage mich schon lange, weshalb in jeder Nachrichtensendung eine minutenlange Schaltung zur Börse in Frankfurt gemacht wird. Diejenigen, die ihre dicke Kohle da machen, wissen sowieso Bescheid, und die Mindestlohnempfänger, also die meisten, interessiert es nicht. Wahrscheinlich gehört es einfach nur zu dem Gesamtkonzept der Volksverdummung und soll suggerieren, wie gut es uns doch geht. Insgesamt gesehen stimmt das ja auch: Deutschland ist ein reiches Land, doch in keinem anderen Euro-Land ist das Vermögen ungleicher verteilt als in Deutschland, und die Schere zwischen Arm und Reich wird von Jahr zu Jahr größer. Die Reichsten, ein Prozent der Bevölkerung, halten ein Drittel des Privatvermögens, unglaublich! Demgegenüber stehen 12,5 Millionen, die als arm gelten, eine Quote von 15,5 Prozent, die allein 2013 um 0,5 Prozent angestiegen ist und auch in den nächsten Jahren steigen wird. Altersarmut ist programmiert. 2030 wird ein Rentner nur noch 40 Prozent seines Bruttoeinkommens erhalten. All dies ist Frau Merkel und ihrer Regierungsmannschaft sicher nicht unbekannt, allein es scheint so, als verdrängten sie die Probleme. Da wird in jeder Weihnachts-, Neujahrs- oder sonstigen Rede von Exportrekorden, wirtschaftlichem Aufschwung und sinkenden Arbeitslosenzahlen geschwafelt, und die große Koalition beweihräuchert sich als das Erfolgsmodell der Bundesrepublik. De facto gibt es ja auch nur eine Handvoll Opposition, die zaghaft widerspricht. Soziale Gerechtigkeit, vor Gerhard Schröder ein Hauptanliegen der SPD, ist bei den ehemaligen Genossen nur noch ein Randthema. Das Thema Vermögenssteuer ebenso, warum auch, wenn man Geld braucht, lässt sich das bei dem ärmeren Teil viel leichter abzocken. Hauptsache, der Dax steigt und die schwarze Null steht. Herrn Schäuble sei Dank. Und wenn dann noch der CSU-Quotenminister Dobrindt sein Lebenswerk Mautgebühren bei der EU durchsetzen kann, wenn die arbeitende Bevölkerung dank des wahnsinnigen Mindestlohns auch am Reichtum beteiligt wird, ohne dabei die Unternehmen in die Pleite zu treiben, dann wird Deutschland endgültig zum Schlaraffenland. Bernd Donner, Konz

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