GESELLSCHAFT

Zum Artikel "Frankreichs Nationalversammlung will Mager-Models verbieten" (TV vom 4./5. April):

Es ist schon absurd, nur die Dünnen ins Visier zu nehmen. Gibt es in Frankreich keine Dicken, die ebenfalls das Auge beleidigen und die zudem die Kostenträger stark belasten? Bleiben wir bei den Mager-Models, die man - im gehobenen Jargon schöngefärbt - als schlank bezeichnet und der Mann bürgerlichen Ursprungs als "tapeziertes Skelett" im Wortschatz hat. Im Sprachgebrauch der Werktätigen vom "Bau" werden diese Magergestelle als "Gerüst unter der Plan" wahrgenommen. Das Schönheitsideal orientalischer Männer ist weit entfernt von unseren Damen auf dem Laufsteg, aber dort werden die feinen Textilderivate ja auch nicht zur Begutachtung ins Rampenlicht gestellt. Bleiben wir also in unseren Zonen und stellen fest: Kleider werden nicht für Männer gemacht, deren Interesse ist mehr auf den Inhalt gerichtet. Die Gesundheitsministerin prangert das Magersuchtsideal an, aber ist es die krankhafte Magersucht, um die es geht? Keineswegs. Diese Skelette sind eine krankhafte Modeerscheinung wie die einst zwangsgeschnürten Hüften unter riesigen Röcken. Was da in Frankreich vorgeschlagen wird, wäre ein Einstieg für Nachahmer der politischen Szene. Der Nächste schlägt ein Höchstgewicht für beide Geschlechter vor, was der Nahrungsmittelindustrie nicht gefallen würde. Aber sehr wohl der Schlankheitsindustrie mit ihren nicht apothekenpflichtigen Präparaten. Wehren wir uns rechtzeitig gegen Vorschriften, wie unser Körper auszusehen hat. Der Mensch ist nun mal verschieden in seinen Beurteilungen. Der eine isst gern Sauerkraut, der andere geht zur Beichte. Marco Feltgen, Traben-Trarbach

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