Gesellschaft

Zur europäischen Flüchtlingspolitik (TV vom 7. Oktober) diese Meinung:

Asyl! Einst Einrichtung der Kirche, um die Not Bedürftiger zu lindern und der Verfolgung durch feudale Willkür zuvorzukommen. Asyl war im Mittelalter der Inbegriff menschlicher Gnade. Es war Rettung, Hoffnung, ja bedeutete für viele das nackte Leben. Europäische Politiker, insbesondere diejenigen, die sich selbst hochtrabend als "christlich" bezeichnen, täten gut daran, in diesen Tagen an den Ursprung dieses hehren Begriffs zu denken. Es ist kaum zu glauben, dass Innenminister Friedrich (CSU) und andere ihr eigenes Spiegelbild vertragen können, angesichts ihres Versagens an dieser Front. Auf jeden Fall sind die Ereignisse vor Lampedusa und sonstwo an den europäischen Grenzen schändlich. Gerade Deutschland hat im Lichte seiner Geschichte die verdammte Pflicht, für solche Menschen einzustehen, die in letzter Not alles riskieren, ihren Häschern zu entkommen und ein rettendes Ufer zu erreichen. Der Einwand, dass viele "nur" aus ökonomischen Gründen nach Europa wollen, ist zutiefst zynisch, denn die Armut dieser Menschen ist oft so arg, dass sie ebenso lebensbedrohlich ist wie Krieg und Stammesfehde. Es kann nicht so weitergehen mit der europäischen Asylpolitik, die darauf ausgerichtet ist, eben kein Asyl zu gewähren, sondern es darauf ankommen zu lassen, das Mittelmeer zu einem nassen Massengrab zu machen. Lassen Sie uns alle für diese verzweifelten Menschen das tun, was wir können. Und das ist sehr viel mehr, als wir jetzt tun. Unser Boot ist nicht voll - manch anderes aber versunken. James Doddridge, Trier

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