Gesellschaft

Zu den Leserbriefen "Zivilcourage zeigen, Zeichen setzen" (TV vom 30. Dezember) und zur Abschiebung von Flüchtlingen:

Meine Pflicht tun, Regeln einhalten, Befehle ausführen, Vereinbarungen konsequent ausführen, also abschieben ... diese Worte klingen in meinen Ohren vertraut, aus Berichten über das Verhalten vieler während des Dritten Reichs. Haben wir nichts gelernt?! Dem rechten Mob, den Hetzern entgegenkommen und dazu eine unmenschliche Abschiebepraxis anwenden und Sinti und Roma zurückschicken in ein Land, in dem sie verfolgt werden und aus diesem Grund flüchteten? Ist das in Ordnung? Hat Deutschland nicht gerade diesen Menschen gegenüber eine besondere Verantwortung? Abmachungen und Paragrafen stehen über der Menschlichkeit. Hatten wir dies nicht schon einmal? Haben wir nichts gelernt?! Heide Förster, Daleiden Kürzlich wurde in Bitburg der Willkommensmarkt für Flüchtlinge eröffnet. Weihbischof Helmut Dieser sprach über das Heilige Jahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus eröffnet hatte. Landrat Joachim Streit zitierte aus der Bibel und rief, wie auch in seiner Weihnachtsbotschaft, dazu auf: "Fürchtet Euch nicht!" In der harten Realität allerdings ist die rigorose Abschiebepraxis der Kreisverwaltung des Eifelkreises zum Fürchten. Wie die Aktionen in Prüm, Utscheid und Ferschweiler gezeigt haben, werden Flüchtlinge in Angst und Schrecken versetzt, Ehrenamtliche sind zutiefst erschüttert und verlieren das Vertrauen in Politik und Verwaltung. Dieser Tage erreichte mich die Nachricht, dass eine Asylbewerberin - ebenfalls mit Risikoschwangerschaft - am errechneten Tag der Geburt in die Kreisverwaltung einbestellt wurde, um über ihre Rückführung zu sprechen. Was soll das? Es geht - wohlgemerkt - nicht um die Ablehnung von Abschiebungen allgemein. Es geht um Einzelfälle, in denen jeder verantwortungsbewusste Deutsche für seine Angehörigen ebenso handeln würde: ein Baby gesund zur Welt bringen, seinen Kindern mit eigener Hände Arbeit eine Lebensperspektive eröffnen, die sie im Herkunftsland nicht haben. Eine lebensbedrohliche Krankheit behandeln zu lassen hat auch nichts mit Gesundheitstourismus zu tun. Seine harte Linie begründet der Landrat mit "den Hetzern vom rechten Rand", die dem Staat Tatenlosigkeit vorwerfen. Im Eifelkreis sind wir in der glücklichen Lage, dass dieser rechte Rand sehr klein ist. Dagegen ist die Hilfsbereitschaft so vieler Ehrenamtlicher und die positive Einstellung gegenüber Flüchtlingen quer durch alle Parteien überwältigend. Rücksicht auf Pegida ist vollkommen fehl am Platz. Und christliche Werte mit deren Forderungen in Einklang zu bringen, ist sowieso völlig unmöglich. Herr Landrat, kommen Sie zurück zu einem humanen Umgang mit Flüchtlingen, der die gesetzlichen Anforderungen erfüllt, aber Rücksicht nimmt auf Härtefälle! Tun Sie und Ihre Mitarbeiter dies in Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Helfern und nicht gegen sie! Ludwig Kewes, Mitglied im Arbeitskreis Asyl Bitburg und im Beirat für Migration und Inte gration des Eifelkreises, Eßlingen

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