Gesellschaft

Zur Kolumne "Mensch … Schwester Cristina" (TV vom 11. Juni):

Nora John lobt die stimmgewaltige, wild rockende Ordensfrau und ihren furiosen Auftritt bei der italienischen Ausgabe von "The Voice" in den höchsten Tönen. Von einem wunderbaren neuen Konzept schwärmt sie. Bestens geeignet für die katholische Kirche, um bei ihrer so wichtigen Image-Werbung kräftig zu punkten und um die Menschen wieder zurückzugewinnen. "Girls just wanna have fun", (einfach nur Spaß haben), bringt Nora John die Botschaft der schrill und lautstark agierenden Braut Christi auf einen kurzen Nenner. Vor dem Altar statt christlich-religiöser Gesänge vor allem fröhliche Lieder, Rock, Pop und wilder Tanz. Kurz, alles, was cool und in ist. Rock in the Church. Das Motto verspricht einiges an neuen Lockerungsübungen, liturgischer, spiritueller, vor allem aber progressiver Art. Letztere bestehend aus einer Vielfalt "fröhlicher" Gesangsvarianten sowie einem enormen Spaßpotenzial bei Kommunion, Beichte, Taufe, Trauung oder gar beim Abschied von einem lieben Verstorbenen. Man darf gespannt sein. Rock und Pop als Himmelsleiter? Niemand will denen, die dahinter stehen, Gutmenschen, aber keine Realisten, den guten Willen absprechen. Doch ähnliche Trends hat es schon immer gegeben, niemals aber hatten sie den gewünschten Erfolg. Schon gar nicht mit Halligalli und Trallala. Der Weg zum Glauben ist steinig und kein Spaziergang. Deshalb und bei aller gebotenen christlichen Toleranz: Wenn die sakrale Kirche zum Zirkuszelt oder gar zum Rummelplatz zu verkommen droht, kann für das von Nora John so hochgelobte neue Konzept à la Schwester Cristina kein Platz sein. Nicht weil es schlecht ist, sondern weil zwei allzu gegensätzliche Welten aufeinanderstoßen. Ob indes Rock und Pop oder allein das heilige Evangelium oder beides zusammen - vielleicht machen wir es uns in Sachen ewige Seligkeit ja auch viel zu schwer. Besteht doch für die allermeisten von uns die berechtigte Hoffnung, dass wir uns über das Wann, Wo und Wie unseres postmortalen Seelenheils ohnehin keine Sorgen machen müssen. Schließlich hat Jesus, es war bei der Bergpredigt, die trostreichen Worte gesprochen: Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich. Elmar Kanz, Prüm

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