GESELLSCHAFT

Zum Artikel "Polizei-Euro mit kurzer Halbwertzeit" (TV vom 14. August):

Es ist Sonntagabend, 21 Uhr, und ich beginne, meinen Leserbrief zu schreiben. Warum so spät? Nun, ich habe meinen bisherigen Sonntag auf dem Weg zum, vor und im Stadion der Eintracht verbracht. Nicht, weil ich Anhänger des Vereins bin, sondern weil ich Polizeibeamtin in der Bereitschaftspolizei (Bepo) in Wittlich-Wengerohr bin. Hätte man die Polizei bei der Begegnung zwischen Trier und dem SC Freiburg nicht gebraucht, hätte ich laut Eintracht Trier-Vorstandssprecher Ernst Wilhelmi "in der Bereitschaftspolizei rumgesessen"! Ich möchte Herrn Wilhelmi gerne erklären, wie das bei uns so abläuft, denn anscheinend weiß er das nicht so genau. Also: Grundsätzlich haben auch wir eine Regel-Arbeitswoche von Montag bis Freitag. Die Fußballeinsätze, wie auch viele andere Einsätze, finden fast nur am Wochenende statt (manchmal auch in der Woche am späten Abend). Wir sind dann im Einsatz, wenn andere ihre Freizeit genießen und mit ihrer Familie oder Freunden etwas unternehmen. Dabei machen wir meist Überstunden. 200 Überstunden auf dem Stundenkonto sind da keine Seltenheit. Während der Woche schickt man uns dann schon mal nach Hause, wenn der Partner auf der Arbeit ist und die Kinder in der Schule sind. Bekannte, mit denen man etwas unternehmen kann, findet man dann auch selten. Dieser Verlust an sozialem Leben ist nicht nur in unserem subjektiven Empfinden belastend, auch die Arbeitsmediziner schlagen zunehmend Alarm, weil dies zu einer echten Gefahr für die Gesundheit wird. Und unter der Woche sitzen wir übrigens auch nicht in der Bepo rum. Nein, wir führen Verkehrskontrollen durch, suchen nach Vermissten, begleiten Schwertransporte, durchsuchen Wohnungen, machen Objektschutz, haben Wachdienst und vieles mehr. Daneben sollen wir ja auch immer rechtlich und sportlich topfit und gut ausgebildet sein. Ab und zu bekommen wir zum Glück dafür noch etwas Zeit freigeschaufelt. Uns wird es also bestimmt nicht langweilig. Nun, natürlich kommt jetzt das Argument, dass wir uns unseren Job ja selber ausgesucht haben. Das ist korrekt. Wir haben Freude an unserer Tätigkeit und sind da, wenn man uns braucht. Wir würden uns aber von den Bürgern und in diesem Fall besonders von den Fußballvereinen zumindest etwas Verständnis und Wertschätzung für unsere Arbeit, insbesondere an Wochenenden und Feiertagen, wünschen. Mit mehr Personal könnten Überstunden auch abgebaut und die Einsatzbelastungen gesenkt werden. Aber Personal kostet nun mal Geld. Womit wir wieder beim Ursprungsthema wären ... Katja Sorgen, Vorsitzende Junge Polizei-DPolG Rheinland-Pfalz, Klausen

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