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Zum Artikel "Der Erste und der schwerste Schritt" (TV vom 9. Januar):

Selten zuvor konnte man in den Medien eine derart verlogene, heuchlerische und unrealistisch-weltfremde Diskussion beobachten wie jetzt zu dem Thema "Coming-out im Profi-Fußball"! Politiker, Funktionäre und Journalisten erwecken den Eindruck, als ob das Geständnis von Thomas Hitzlsperger wirklich etwas bewegen könnte. Hitzlsperger hat selbst zugestanden, dass er sich während seiner Fußballkarriere nie hätte dazu überwinden können. Warum wohl? Die "Fan-Mob-Masse" in den Stadien bleibt unbarmherzig, wenn nur der geringste Anlass zu Häme und Ironie dem Gegner gegenüber zu erkennen ist. Man stelle sich vor, der bekannt schwule Fußballer liegt gefoult und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Rasen. Man muss nicht viel Fantasie entwickeln, um sich vorzustellen, wie grölende Fans des Gegners voller Hohn und Spott reagieren! Profi-Fußball ist und bleibt extrem maskuliner Männersport. Hier ernten feminine und homosexuelle Neigungen nur Hohn und Spott! Wenn ich anlässlich der Berlinale Guido Westerwelle mit seinem Lebenspartner Michael Mronz auf dem roten Teppich flanieren sehe, macht es in meinem für Ironie zuständigen Hirn-Hinterstübchen klick! Da kann ich mich dagegen wehren, wie ich will! Dies ist und bleibt trotz großmütig geäußerter Toleranz allgemeines gesellschaftliches Empfinden. Der ehrliche "Hetero-Mensch" empfindet Homo- und Lesben-Neigung immer noch als Tücke der Natur; und das - in der Masse - bestenfalls mit mitleidigem Bedauern! Bernd Schleimer, Kasel Ich bin für die Aufwertung des Themas Homosexualität im Schulunterricht und in der Gesellschaft. Das Argument der Kirchen, dass Kinder und Jugendliche bei ihrer Suche nach ihrer sexuellen Identität nicht beeinflusst werden dürften, ergibt für mich keinerlei Sinn, da durch das Lehren von strikter Heterosexualität die Kinder gesellschaftlich gezwungen werden, diese anzunehmen und auszuleben. Steht Homosexualität jedoch im Lehrplan, lernen die Jugendlichen diese Optionen kennen und werden offener. Dem katholischen Glauben nach gab es vor fast 2000 Jahren einen Mann, der eine andere Lebensweise als der Rest der Gesellschaft auslebte. Er verbreitete das System der Nächstenliebe, und obwohl er immer wieder vom Staat bestraft wurde, fand er immer mehr Anhänger und Gleichgesinnte. Am Ende starb er für seinen Glauben; heute wird er als Sohn Gottes angebetet und für seine Tat, das Verbreiten des christlichen Glaubens, gepriesen. Dieses Beispiel kann man auf die Homosexuellen übertragen: Sie bringen einen anderen Lebensstil mit, und immer mehr Menschen trauen sich, dazu zu stehen. Ich denke, dass eine Kombination aus Ehe, Familie und Homosexualität möglich ist. Auch als Homosexueller kann man mit einem Partner eine Ehe eingehen. Und eine eigene Familie kann man ebenfalls gründen. Man braucht nur einen Partner, den man liebt und wunschweise ein junges Kind, das man aufzieht. Das Kind muss nicht biologisch mit mir verwandt sein, damit ich es lieben kann. Max-Merlin Ries, Trier

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