GESELLSCHAFT

Zu "Minister und Vereine verteidigen Gratis-Polizei bei Fußballspielen" und "Polizei-Euro mit kurzer Halbwertzeit" (TV vom 15. August):

Alljährlich die gleiche Diskussion zum Saisonbeginn. Endlich hat ein Bundesland einen mutigen Schritt gewagt und will vom Bundesligaverein eine Beteiligung an den Polizeikosten. Darüber sollte man in Rheinland-Pfalz auch nachdenken. Das Geld ist knapp, und bei der Polizei werden seit Jahren Stellen in erheblichem Umfang abgebaut. Worum geht es? Bis auf die Ebene der Regionalliga (4. Klasse) wurden in Rheinland-Pfalz in der vergangenen Saison insgesamt circa 13 000 Polizeibeamtinnen und -beamte eingesetzt, die dabei circa 100 000 Einsatzstunden leisteten. Spiele der Oberliga oder tiefer mit zum Teil auch geringeren Einsatzmaßnahmen sind nicht einmal erfasst. Das war eine deutliche Steigerung zur Vorsaison. In der neuen Saison dürfte, alleine durch den Aufstieg von Mainz 05 II in die 3. Liga mit etlichen Problemvereinen, die Einsatzbelastung weiter steigen. In ganz Deutschland waren in der Saison 2012/13 bei etwa 1,8 Millionen Einsatzstunden rechnerisch bereits 1351 Beamtinnen und Beamte mit nichts anderem beschäftigt als mit der Sicherung von Fußballspielen. Geschätzte Kosten: rund 100 Millionen Euro. Da darf man sicher darüber nachdenken, ob die Verursacher an diesen Kosten zu beteiligen sind. Der Autofahrer, der einen Wildunfall hat, muss für eine Bescheinigung der Polizei, die er bei seiner Versicherung benötigt, eine Gebühr zahlen. Ein Schwertransport, der von der Polizei begleitet wird, kostet die Firma ebenfalls eine Gebühr. Bei einem Fehlalarm einer Alarmanlage, unter Umständen beim Einsatz der Feuerwehr, werden Gebühren fällig. Kostenbeteiligung ist also nichts Neues. Auch in diesen Fällen trifft es, wie bei Fußballvereinen, Steuerzahler. Es steht auch keine eurogenaue Kostenabrechnung im Raum, es geht um eine Beteiligung an den Kosten der Fußballeinsätze. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hat eine Kostenpauschale von 50 Millionen Euro, die aus der zentralen Vermarktung gezahlt wird, vorgeschlagen. Bei inzwischen fast zwei Milliarden Euro Umsatz im Profifußball sicher nicht zu viel. Übrigens, mit dem Gehalt eines einzigen Topspielers der Bundesliga, laut Presse soll das bei circa sechs Millionen Euro im Jahr liegen, ließe sich das Gehalt von mehr als einer Einsatzhundertschaft bezahlen. Das Jahresgehalt wohlgemerkt. Zu der Bemerkung des Vorsitzenden der Eintracht, Herrn Wilhelmi, über die Bereitschaftspolizei könnte man manches sagen: Ich denke, er hat sich durch seine Aussage selbst ausreichend diskreditiert. Wolfgang Faber, Stv. Landesvorsitzender Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG), Kröv

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