Gesellschaft

Zum Artikel "Tierfreundin hungert für rumänische Hunde" (TV vom 16. April):

Beim Lesen dieses Beitrags musste ich mehrmals die Luft anhalten. In was für einer Welt leben wir eigentlich? Da wird in einem groß aufgemachten Artikel über einen "Hungerstreik" zugunsten rumänischer Straßenhunde berichtet. Ich dachte zuerst, ich hätte mich verlesen. Es liegt mir fern, die hehren Motive dieser Tierschützerin in Abrede zu stellen, aber sie muss sich die Frage gefallen lassen, ob sie nicht die Koordinaten auf ihrer Werte- und Ethikskala neu ordnen sollte. Welch ein Luxusproblem, mit dem wir uns von hier aus beschäftigen! Erstens: Natürlich ist es bedauerlich, wenn Straßenhunde getötet werden müssen, weil sie ein Problem für die Menschen darstellen. Aber das Töten von Tieren ist in großen Teilen unserer Gesellschaft aus einigen Gründen akzeptiert. Seien es Hühner und Schweine zur Nahrungsmittelproduktion oder Wildschweine und Rehe, um (vermeintliche) Überpopulationen einzudämmen. Und um nichts anderes geht es bei rumänischen Straßenhunden. Oder sollen wir jetzt Geld sammeln, um Wildschweine zu kastrieren, damit sie nicht erschossen werden müssen?! Zweitens: Hungerstreiks sind in der Geschichte der Menschheit ein allerletztes, verzweifeltes Mittel von Menschen, die sich in einer existenziellen Situation befinden und die lieber den Tod in Kauf nehmen, als ihr unerträgliches Leben weiterführen zu müssen. Eine zweitägige Nahrungskarenz (dazu noch in der Fastenzeit) als einen Hungerstreik zu bezeichnen, verhöhnt die Menschen, für die dieses Mittel die letzte Möglichkeit ist, auf ihr Leid hinzuweisen. Drittens: Solange es in Rumänien und anderen Ländern Straßenkinder gibt, die nicht genug zu essen haben, keine Bildung erhalten oder als Zwangsprostituierte bei deutschen Männern im Bett landen, sollte man vielleicht seine Energie und sein Engagement darauf richten und nicht auf rumänische Straßenhunde. Oder wie will man das einem Kind in Rumänien erklären? Wolfgang Billen, Konz

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