gesundheit

Zum Kommentar "Zum Wohl der Ärzte" (TV vom 4. August) meint dieser Leser:

Meinung

Zu kleine Wählerklientel
Egal welche Partei sich Gedanken über die ärztliche Versorgung auf dem Land macht - und wenn es die zurzeit unbeliebte FDP ist: Es ist wichtig, das seit mehr als 15 Jahren bekannte und bisher politisch verdrängte Problem anzupacken und nicht wie bisher auf das ungesunde Helfersyndrom der Ärzte zu hoffen. Warum ist es scheinbar ein unabänderliches Naturgesetz, dass der Kranke auf dem Land zunehmend nicht durch den Hausarzt, sondern durch den Notarzt mit und ohne Rettungshubschrauber behandelt wird? Wird da nicht auch irgendwann die Kostenfrage zur Einstellung von Leistungen führen wie in anderen medizinischen Bereichen? Der politische Druck der betroffenen Bevölkerung scheint nicht ausreichend zu sein, denn die Landbevölkerung ist doch nur eine kleine Wählerklientel. Wo es eine gute ärztliche Versorgung gerade in ländlichen Gebieten gibt, sind Krankenhauseinweisungen und die Notwendigkeit des Rettungseinsatzes viel weniger häufig notwendig. Das ist für Patienten und für Kostenträger gut. Teure Fehleinsätze durch verständliche Unsicherheit der Alarmierenden sind dort vorprogrammiert, wo kein Arzt ist, der die zum Teil ausführlichen Kenntnisse beispielsweise aus dem Internet sachkundig bewertet und auf den ihm bekannten Patienten konkret anwendet. Für die Betreuung auch durch Hausbesuche, für ausführliche verständliche Erklärung und die Aufklärung der Angehörigen wird der Arzt in Deutschland fast gar nicht bezahlt, auch wenn es bei unheilbar Kranken um die Sterbephase geht. Warum nicht? Für die auf dem Land teilweise unbrauchbare elektronische Gesundheitskarte ist schon mehr als eine Milliarde Euro ausgegeben worden, Krankenhäuser müssen für Millionen Euro Hubschrauberlandeplätze bauen. Warum? Der Hausarzt bekommt für den Hausbesuch etwa 15 Euro und für das beratende Gespräch keine zusätzliche Vergütung. In jeder anderen Berufsgruppe ist es normal, dass man sich den Platz aussucht, wo die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung stimmen. Ärzte, die dieses selbstverständliche Recht nutzen, kämpfen mit öffentlichen, zum Teil moralistisch anmutenden Vorurteilen und mit dem Sozialneidkomplex, der vor 25 Jahren angesagt war, aber heute keine Berechtigung mehr hat. Vielleicht wäre es angebracht, sich konkret mit der drohenden Unterversorgung von etwa einem Drittel der Bevölkerung auseinanderzusetzen und auch mal nachzufragen, wofür unsere (ich bin ebenfalls gesetzlich versichert) Solidarbeiträge im Einzelnen ausgegeben werden. Dr. med. Gunther Aurich, Facharzt für Allgemeinmedizin, Gusterath

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