GESUNDHEIT

Zum Beitrag "Ärzte behandeln Tausende Patienten falsch" (TV vom 7. Mai):

Der Artikel liefert ein unvollständiges Bild. Die Daten stammen aus einer Erhebung, die eindeutig interessengesteuert ist und wie jedes Jahr den Kassen Munition gegen Ärzteschaft und deren Standesvertretungen liefern soll. Die Objektivität und Seriosität der Ergebnisse ist anzuzweifeln. Unstrittig ist sicherlich, dass insgesamt zu viel und manchmal nicht mit dem von den Patienten gewünschten und erwarteten Erfolg operiert wird, Folgeprobleme sind unvermeidlich. Viele Beschwerden des fortgeschrittenen Lebensalters sind weder operativ noch nichtoperativ vollständig zu beseitigen. Vielleicht sollte von den Medien auch einmal über falsche Erwartungshaltungen und realistische Erfolgsaussichten berichtet werden, möglicherweise über resultierende Therapiebegrenzungen. Im Verlauf vieler Jahre wurden - politisch gewollt - Sachverhalte und Rahmenbedingungen geschaffen, die ein wirtschaftliches Überleben vor allem kleinerer Krankenhäuser, die wir in der Versorgung auf dem Land so dringend benötigen, auch von Operationszahlen abhängig machen; dies sind und waren falsche Anreize und Zwänge. Keinesfalls sind die erhöhten Operationszahlen nur als Ausdruck von Raffgier und Unersättlichkeit der behandelnden Ärzte zu sehen, sondern sind Effekte eines ökonomischen Räderwerks, das bewusst so installiert wurde und dessen Folgen absehbar waren. Im Bereich der niedergelassenen Ärzte sind Einschränkungen der Behandlung und Restriktionen Alltag, medikamentöse und physiotherapeutische Behandlung beschränkt und immer wieder mit zum Teil fünfstelligen Regressforderungen bedroht. Was soll man den immer wieder mit den gleichen Beschwerden vorstelligen Patienten denn anbieten? Auch hier bietet das Vergütungssystem falsche Gewichtungen und missachtet weiterhin einen hohen Gesprächs- und Erörterungsaufwand in den Praxen, der eine adäquate Honorierung erfordert. Nie hört man von Forderungen an die Mitwirkung der Patienten, relativ einfache Modifikationen der Lebensführung umzusetzen und einen Beitrag zu der sonst ausschließlich passiv konsumierenden Behandlung zu leisten (Gewichtsreduktion, körperliche Aktivität, Reduktion von Genussgiften, Fortführen von erlernten Übungsprogrammen zu Hause). Eine auch nur ansatzweise erfolgversprechende Behandlung ist ohne die aktive und eigenverantwortliche Beteiligung der Patienten nicht vorstellbar. Dr. Axel Steinke, Vorsitzender der Kreisärzteschaft Bernkastel-Wittlich

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