Gesundheit

Zum Artikel "[... ] Termin beim Facharzt bekommen" (TV vom 12. Juni):

Die geplanten Termin-Servicestellen waren bei den Koalitionsverhandlungen der großen Koalition ein Entgegenkommen an den SPD-Politiker Karl Lauterbach. Er scheint der einzige Mensch zu sein, der diese für sinnvoll hält. Wie im Artikel dargestellt, sind sich offensichtlich alle Beteiligten einig, dass die Servicestellen keine Verbesserung der Patientenversorgung bringen werden. Dass hierfür dann Millionenbeträge an Versichertengeldern (auch wenn das Geld aus dem Topf der Ärzte kommt, sind es letztlich Gelder der Beitragszahler) ausgegeben werden sollen, ist skandalös. Dass Herr Schneider vom Ersatzkassenverband und Herr Jäger vom VdK es sich einfach machen und die Schuld für Wartezeiten nur auf die Ärzte schieben, wird der vielschichtigen Problematik nicht gerecht. Die Bevorzugung von Privatpatienten ist sicherlich nicht die Ursache. Zehn Prozent der Patienten sind privat versichert. Wenn sich diese ebenfalls "hinten anstellen" müssten, würde sich eine Wartezeit von sechs Monaten auf etwa 5,5 Monate verkürzen. Dies hätte die Bezeichnung "Verbesserung der Versorgung" sicher nicht verdient. Eine wichtige Ursache ist die unkontrollierte Inanspruchnahme ärztlicher Leistung: Jeder Deutsche geht im Schnitt 18 Mal pro Jahr zum Arzt. Die Norweger gehen im Schnitt fünf Mal zum Arzt. Und wenn jeder Fußpilz zum Hautarzt, jede Bindehautentzündung zum Augenarzt und jeder banale Rückenschmerz mittels Kernspintomografie abgeklärt werden muss, wenn jede längere Arbeitsunfähigkeit durch einen Facharzt der Krankenkasse gegenüber bestätigt werden muss und Reha-Anträge öfters genehmigt werden, wenn sie vom Facharzt gestellt wurden, dann wird klar, dass hier Termine unnötig blockiert werden. Diese würden dringend für die Patienten benötigt, die wirklich einer fachärztlichen Behandlung bedürfen. Aber die Patienten oder auch die Krankenkassen hier mehr in die Verantwortung zu nehmen, ist natürlich viel schwieriger, als den Ärzten gesetzlich vorzuschreiben, dass sie doch bitte 48 Stunden pro Tag arbeiten sollen! Dr. med. Walter Gradel, Trier-Ehrang, Vorsitzender Vertragsärztl. Vereinigung Trier, Stellv. Vorsitzender MEDI-Südwest

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort