Gesundheit

Zum Artikel "Starke Lobby oder ein Papiertiger" (TV vom 13. Juni) und zur Kritik an der Pflegekammer Rheinland-Pfalz:

Man hätte es ahnen können. Zu allem Überfluss muss jetzt auch noch eine Pflegekammer installiert werden. Finanziert werden soll das natürlich von dem überaus üppigen Gehalt der Pflegekräfte. Recht so. An der Spitze der Kammer ist dann ein stellvertretender Pflegedirektor aus dem Brüderkrankenhaus, der ja schon in seinem Vollzeitjob über ein durchaus großzügiges Salär verfügen dürfte. Kammervorsitz ehrenamtlich? Fast! Genehmigt man sich doch "nur" eine klitzekleine Aufwandsentschädigung von 1450 Euro. Manche Pflegehelferinnen oder Pflegehelfer wären froh, wenn sie im Vollzeitjob auf dieses Einkommen kämen. Dafür dürfen die dann aber auch in Vollzeit einen Knochenjob machen, der dem Körper alles abverlangt. Bandscheibenvorfälle gibt es dafür aber umsonst dazu. Das ist zwar nicht viel, aber immerhin gratis. Das Wort Entschädigung muss - bei dieser Höhe - ein Mitarbeiter im Pflegedienst wohl als gewaltige Ohrfeige empfinden. Der Selbstbedienungsladen Fifa hat da wohl Pate gestanden. Weiter so, ich bin überzeugt, ab sofort können sich die Pflegeheime vor Bewerbern nicht mehr retten. Es gibt ja etwas gratis. Die Abgabe für die Gehälter der zukünftigen Macher braucht man da wohl gar nicht zu erwähnen. Die schüttelt jeder im Pflegedienst Tätige locker aus dem Ärmel. Ottmar Massem, Irsch (Saar) Der Beitrag zeugt nicht von der Unabhängigkeit, die sich der TV auf die Fahne schreibt. Er ist tendenziös (zum Beispiel "angebliche Vorteile der Mitgliedschaft") und unterstützt die Hetzkampagne gegen die Pflegekammer. Die Argumente sind teilweise haarsträubend. Die Wahl war eine demokratische. Ist die Wahlbeteiligung bei einer Bundestagswahl sehr niedrig, kommt dennoch niemand auf die Idee, der mehrheitlich gewählten Partei die Regierungsbildung streitig zu machen. Gerade vier Monate nach der ersten Vertreterversammlung schon deutliche Verbesserungen für die Pflege zu erwarten, ist schlicht unrealistisch. Zur Erinnerung: Die Kammer befindet sich in der Aufbauphase. Die gewählten Vertreter sind berufstätig, das Zeitbudget für die Kammerarbeit ist entsprechend begrenzt. Jahrzehntelange Missstände sind nicht in vier Monaten zu beseitigen. Frau Werner ist der Meinung, die Aufgaben der Kammer könnten auch Gewerkschaften, staatliche Behörden und Berufsverbände erfüllen. Meine Frage lautet, warum sie es bis dato nicht gemacht haben. Geradezu lachhaft ist das Argument, die Kammer dürfe ihre Mitglieder nicht mal zum Streik aufrufen. Korrekt, weil sie eine Kammer und keine Gewerkschaft ist! Es wundert ohnehin, dass Verdi die Kammern bundesweit bekämpft, obwohl mit einer eigenen Liste dreizehn Vertreter in die Kammer Rheinland-Pfalz gewählt wurden. Das lässt an den Motiven der Gewerkschaft zweifeln. Was die Pflege braucht, ist ein Schulterschluss aller Interessenvertreter - Pflegekammern, Gewerkschaften und Berufsverbände, um sich gemeinsam (!) für die Pflege starkzumachen. Und natürlich braucht sie Pflegende, die aus ihrer Lethargie erwachen und den Stier bei den Hörnern packen, anstatt zu jammern - jahrzehntelang über die schlechten Rahmenbedingungen, neuerdings über Zwangsmitgliedschaft und Pflichtbeiträge. Jetzt gilt es, die historische Chance zu nutzen. Birgit Hansen, Trier

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