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Zum Artikel "Landarzt-Gesetz sorgt für Zündstoff" (TV vom 5. September):

Meinung

Völlig inakzeptabel und sittenwidrig
Warum bindet man die Ärzte als Betroffene nicht in diese Diskussion ein? Als gerade frisch zugezogener Land-, Kinder- und Jugendarzt kann ich sehr gut die Hindernisse benennen, die Kollegen davon abhalten, sich in den ländlichen Regionen niederzulassen. Attraktiv werden Kassenarztsitze auf dem Land, wenn kein sogenannter Goodwill zur Übernahme gezahlt werden muss! Die abgebenden Ärzte sollten angemessen durch Kassen und Kassenärztliche Vereinigung (KV) entschädigt werden. In Zukunft heißt es dann: keine Übernahmekosten und kostenfreie Weitergabe an einen Nachfolger. Landärzte haben deutlich mehr Patienten zu versorgen als die Kollegen im städtischen Bereich, werden aber oberhalb einer Durchschnittspatientenzahl nur noch abgestaffelt bezahlt. Entweder muss wieder eine Einzelleistungsvergütung ermöglicht werden (wer viel arbeitet, bekommt auch mehr Honorar) oder zumindest muss die Abstaffelung beendet werden. Anstellung von Ärzten in Teilzeit (Jobsharing) muss ohne Punktzahlbegrenzung möglich sein, um etwa Wartezeiten für Patienten gering zu halten oder Hausbesuche zu leisten. Eine erhebliche Benachteiligung der Landärzte und deren Familien ist die bestehende Notdienstregelung. Anders als in den städtischen Bereichen muss jeder Arzt rund um die Uhr für seine Patienten mit Ausnahme des Wochenendes erreichbar sein. Diese Bereitschaftszeit wird nicht vergütet! Und selbst die Bezahlung des zentralen Notdienstes am Wochenende in den entsprechenden Notdienstpraxen ist mit 25 Euro pro Stunde völlig inakzeptabel und in meinen Augen sittenwidrig. Hier muss von Seiten der Kassen und auch der Gemeinden, die ja für die Bürger eine Versorgungssicherheit auch in den sprechstundenfreien Zeiten fordern, eine angemessene Finanzierung geleistet werden. Vergleiche mit den Aufwendungen für Feuerwehr, THW oder Straßendienst sind naheliegend. Eine sogenannte Tourismusabgabe für Ärzte setzt dann allem noch die Krone auf! Reinhold Jansen, Daun, Arzt für Kinder- und Jugendmedizin

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