Gesundheit
Zum Text "Immer mehr Beschäftigte haben ,Rücken\'" (TV v. 18. Juni):
Leider wird das "Rückenproblem" von den Arbeitgebern und Betrieben immer noch unzureichend angenommen. Umso erstaunlicher, da gerade sie die Betroffenen sind. Deutschland unterliegt einem demografischen Wandel. Bis 2040 wird sich der Anteil der über 60-Jährigen verdoppeln. Die Unternehmen müssen sich mit einem drohenden Fachkräftemangel und fehlenden Nachwuchskräften auseinandersetzen. Und die Alterskrankheiten rücken immer mehr in den Vordergrund. Die Entkalkung des Knochengerüstes beginnt um das 40. Lebensjahr. Die Osteoporose, oft als "Frauenkrankheit" apostrophiert, bereitet mir in der Praxis als Osteologe gerade bei Männern die meisten Probleme. Wie soll ich einem Handwerker erklären, dass er nicht mehr so schwer heben soll? Osteoporose führt langfristig zu vermehrten Knochenbrüchen und reaktiver Arthrose. Arthrose kann alle Gelenke unseres Körpers betreffen, insbesondere die Wirbelsäule. Auch Übergewicht und Adipositas sind eine Herausforderung. Eine nachhaltige Gewichtsreduktion sowie eine ergonomische Umgestaltung des Arbeitsplatzes (geeigneter Bürostuhl, höhenverstellbarer Schreibtisch) können einen wesentlichen Beitrag zur Gesunderhaltung leisten. Einer rückengerechten Matratze und geeigneter Unterfederung kommt im privaten Umfeld eine große Bedeutung zu. Ein gesunder Mensch ändert seine Schlafposition 40 bis 60 Mal. Bedenklich sind daher Lösungen, welche die nächtlichen Bewegungen einschränken. Nur noch 30 Prozent der Deutschen haben gesunde Füße. Der Rest: Knick- Senk-, Spreiz- und Hohlfüße. Deformitäten können sich auf die Knie- und Hüftgelenke und die Wirbelsäule auswirken. Die Arbeitswelt ist ein idealer Ort, um gesundheitsfördernde Maßnahmen umzusetzen. Rückenschmerzen können nur bekämpft werden, wenn sich ein Betroffener interdisziplinär um seine Rückengesundheit kümmert. Dazu gehört nicht nur die orthopädische Behandlung, sondern auch die Ergonomie, Physiotherapie, rückengerechte sportliche Aktivität und Ernährung. Daher sollte betriebliche Gesundheitsförderung großgeschrieben werden. Dr. med. Peter Krapf, Orthopäde, Trier