Gesundheit

Zum Artikel "Verurteilter Chefarzt bleibt im Dienst" (TV vom 11. Januar) diese Meinung:

Ja, ist denn der katholische Krankenhausträger samt den Chefärzten vor Ort von Gott und allen guten Geistern verlassen? Und lässt den wegen fahrlässiger Tötung verurteilten Chefarzt der Kinderklinik Wittlich unbehelligt an gleicher Stelle weiter arbeiten, so als ob gar nichts gewesen wäre? 90 Tagessätze für das Leben eines Kindes? So billig kommt man üblicherweise nicht weg für ein Menschenleben. Im Gegenteil war er borniert genug, den Verdacht auf Kindesmisshandlung der zuweisenden Ärzte nicht prüfen zu wollen. Das hat einem Kind das Leben, einem anderen die Qualität eines Lebens auf Dauer geraubt. Das öffentliche Eingestehen von Fehlern wurde ihm von den Juristen angeraten. Es entspringt wohl nicht dem Gedanken an Reue, da man ja ohnehin um das Eingestehen von Fehlern - angesichts der erdrückenden Tatsachen nicht umhin konnte. Dieser Chefarzt ist nahezu zwei Jahrzehnte im Amt und hat sich nie offiziell um die Fürsorge misshandelter Kinder bemüht gezeigt. Nicht etwa, dass er fürsorglich schon zu Beginn seiner Amtszeit eine Kinderschutzgruppe im Hause gegründet hätte. Nein, eine solche wurde von der neu hinzugekommenen Kinderchirurgin erst vor drei Jahren etabliert - auch angesichts der vorkommenden "Fehler" bei der Pädiatrie. Nicht etwa auf Betreiben und Wunsch des Chefarztes oder gar des Krankenhausträgers. Und Kinderschutzgruppen existieren - in der Schweiz und in Österreich als fürsorgliche beziehungsweise gesetzliche Pflicht - schon seit über 30 Jahren. Es geht nicht darum, keine Fehler zu machen, sondern darum, diese in aller Demut zu erkennen und nicht mehr zu wiederholen. Von einer solchen Demut scheint der Chefarzt weit entfernt zu sein. Nein, es geht nicht darum, ihn zu bestrafen, sondern darum, ihn im Interesse seiner Patienten einsichtig zu machen. Daher darf man ihn nicht einfach nur weitermachen lassen, sondern müsste ihn - wenigstens zeitweise - in dienender Position in ein anderes Kinderkrankenhaus entsenden. Ein Krankenhaus, in dem man ihn kontrollieren und ihm auch zu einer einsichtigen und demütigen Selbstkontrolle verhelfen kann. Die Weisheit des Papstes, einen verschwenderischen Bischof nicht einfach weitermachen zu lassen oder ihn einfach seines Amtes zu entheben, sondern ihn zur einsichtigen Demut zu verleiten, könnte für einen katholischen Krankenhausträger doch durchaus nachahmenswert sein. Oder nicht? Gerade weil es ja um Menschen, um Kinder, geht und nicht nur um Geld! Lutz von Laer, Eggenwil/Schweiz

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