Gesundheit

Zum Artikel "Minister will korrupte Ärzte vor Gericht stellen" und zum Kommentar "Spreu vom Weizen" (TV vom 4. April):

Aus dem Jahr 1977 stammt ein Buch von E. A. Rauter mit dem Titel "Wie eine Meinung im Kopf entsteht", das unter anderem den Einfluss der Medien auf Bewusstseinsprozesse des Einzelnen und politische Entscheidungen untersucht. Auch in den Artikeln vom 4. April ist es interessant zu verfolgen, wie Informationen (Gesetzeskonzept zur Eindämmung von Korruption im Gesundheitswesen) in den Überschriften zum "Antikorruptionsgesetz gegen Ärzte" und "Minister will korrupte Ärzte vor Gericht stellen" deformiert werden und immer wieder der Eindruck erweckt wird, als seien hier nur Ärzte verdächtig und betroffen. Dies ist schlichtweg falsch und beschädigt nachhaltig das Bild der Ärzteschaft in der Öffentlichkeit! Das Gesundheitswesen besteht zum Glück nicht nur aus Ärzten, am Folgetag war (klein) zu lesen, gegen den Chef der IKK Südwest-Krankenkasse werde unter anderem wegen Veruntreuung von Geldern ermittelt - schau, schau. Ist denn wirklich jemand so naiv, zu glauben, Rabattverträge mit den Krankenkassen kämen ohne Beeinflussungen jedweder Art zustande, von werblichen Zeitungsartikeln im redaktionellen Gewand zum Beispiel bei Firmenneueröffnungen ganz zu schweigen. Lobbypolitik mit Einflussnahmen ist in Wirtschaft, Politik und natürlich auch im Gesundheitswesen allgegenwärtig, nicht alles ist Korruption, und nicht jede Vorteilsnahme wird von Ärzten genossen - hinweisen möchte ich in diesem Zusammenhang auch auf eine Organisation wie "MEZIS - Mein Essen zahl ich selbst", die gegen Werbemaßnahmen von Pharmafirmen Ärzten gegenüber mit dem Ziel der Positionierung von Produkten angeht. Auch so etwas gibt es - von Ärzten für Ärzte! Korruption gibt es natürlich auch bei Ärzten, dies ist selbstverständlich im rechtlichen Rahmen zu ahnden. Sollte eine Erweiterung dieses Rahmens durch neue Gesetze notwendig sein, sind entsprechende Initiativen zu begrüßen, alleine schon zum Schutz vieler Tausend rechtschaffener Ärzte. Eine "Sonderbehandlung" für Ärzte allerdings ist strikt abzulehnen. Mit dem gleichen Recht, mit dem Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit von Ärzten mit Blick auf die Folgen ihres Tuns bei ihrer täglichen Arbeit erwartet wird, ist dies auch von Journalisten bei deren verantwortungsvoller Tätigkeit zu fordern! Dr. med. Axel Steinke, Veldenz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort