Gesundheit
Zu den Artikeln "Ansturm auf die Notaufnahme - aber nur jeder fünfte Fall ist dringend" und "Zwischen Anspruchsdenken und Lebensgefahr" (TV vom 10. März):
Als seit 1979 tätiger Arzt am Brüderkrankenhaus Trier (BKT) und langjähriger Tätigkeit im Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) als Vertreter der angestellten Ärzte kann mich fast nichts mehr im Gesundheitswesen irritieren. Als Leiter der Kardiologischen Abteilung am BKT las ich Ihren Artikel ohne große Erwartung, war dann aber doch ziemlich enttäuscht über das redaktionelle Versagen, ein äußerst wichtiges Thema so oberflächlich aufzuarbeiten. Es wäre ausreichend gewesen, nur die Überschriften abzudrucken und sich auf die überprüfbaren Zahlen zu konzentrieren, anstatt die Seite mit reißerischen Worten zu füllen. Das Thema ist zu ernst, um es so oberflächlich aufzuarbeiten. Die Aussage "nur jeder fünfte Fall ist dringend" dürfte ungefähr stimmen. Leider kann diese Aussage über die uns meist unbekannten Patienten erst nach einer sorgfältigen Untersuchung getätigt werden. Circa 50 Prozent aller Patienten werden mit einem Krankentransport und Arzteinweisung eingeliefert. Der Rest kommt ohne Arzteinweisung, jedoch in vielen Fällen nach telefonischem Kontakt mit dem Hausarzt. Eine nachträgliche Einweisung des Hausarztes zu erhalten ist für die Krankenhäuser schwierig, seitdem der KV-Vorsitzende den niedergelassenen Ärzten massiv gedroht hat, mit stationären Einweisungen restriktiv zu verfahren. Es stellt sich die Frage, warum so viele Patienten die Notaufnahme der beiden großen Krankenhäuser in Trier aufsuchen, trotz zu erwartender langer Wartezeiten. Die Tatsache ist, dass es kaum noch Hausärzte im eigentlichen Sinne gibt. Durch hohes Patientenaufkommen und zunehmende administrative Aufgaben sind die Allgemeinärzte dermaßen überlastet, dass eine "hausärztliche" Versorgung immer seltener ausgeübt werden kann. Die Frage sei erlaubt, weshalb im BKT circa 32 000 Erwachsene 2015 behandelt wurden, im Mutterhaus Trier (MHT) jedoch nur 14 000. Es scheint eine ungleiche Häufung an abgemeldeten Tagen vorzuliegen. Die Antwort lässt sich mit Sicherheit bei der Trierer Feuerwehr erfragen. Die zitierten Äußerungen des Kollegen Sauerwein als Sprecher der KV sind eine Unverschämtheit gegenüber den niedergelassenen Kollegen. Die KV hatte noch nie ein ernsthaftes Interesse, dieses Problem zu lösen. Für die KV ist der jetzige Ablauf die kostengünstigste Variante. Die Äußerung des Kollegen Dr. Gradel, die Diagnostik der Patienten sei zu teuer, geht völlig am bestehenden Problem vorbei. Es handelt sich um ein kaufmännisches Problem der Krankenhäuser, da eine nicht kostendeckende pauschale Erstattung von circa 32 Euro erfolgt. Zuletzt wünsche ich mir von Herrn Wientjes, dass er einige der Anregungen sorgfältig aufarbeitet und das Ergebnis differenziert und sachlich ohne aufgeführte "Histörchen" darstellt. Nur dann kann ein Nutzen für die Patienten erzielt werden. Abschließend möchte ich betonen, dass es sich bei diesen Ausführungen um meine persönliche Meinung handelt. Dr. med. Karl Eugen Hauptmann, Trier