GESUNDHEIT

Zum Artikel "Es geht auch ohne Muckibude: Treppenstufen zur Fitness nutzen" (TV vom 28. März) diese Meinung:

Mit einem Durchschnittsalter von 45 Jahren zählt Deutschland zu den Ländern mit der ältesten Bevölkerung auf der Welt. Mit 55 Jahren sind die meisten bereits von Arthrose betroffen. Soll ich als Orthopäde etwa einem 65-Jährigen empfehlen, einbeinig die Treppe zu bewältigen? Oder einem 85-Jährigen die Empfehlung aussprechen, zwei Stufen auf einmal zu nehmen? Unsere Fitnessstudios und unsere Physiotherapeuten mit ihren modernen Geräten sind nicht mehr wegzudenken, sie leisten mehr. Gerade in einer Zeit, in der die Bürojobs immer mehr zunehmen, ist Bewegung und adäquates Muskeltraining besonders wichtig für unseren Rücken und unser Knochengerüst. Bis maximal zum 40. Lebensjahr bauen wir Knochen auf, im weiteren Leben zehren wir dann davon. Doch welche Art der Bewegung ist die richtige? Rückenschmerzen sind ein sehr häufiger Grund für Krankschreibungen. Sie verursachen die meisten Arbeitsunfähigkeitstage. Nur 20 Prozent aller Menschen bleiben zeitlebens davon verschont. Nachdenklich sollte machen, dass bei einer ganzen Reihe von Sportarten ein erhöhtes Osteoporoserisiko festgestellt wurde, nämlich bei Langstreckenläufern, Schwimmern und Radfahrern. Wenn eine Tour-de-France-Mannschaft weniger Knochenmasse hat als eine Kontrollgruppe von Büroarbeitern, sollte dies zu denken geben. Das erhöhte Knochenbruchrisiko bei Osteoporose beruht auf verminderter Knochenfestigkeit und erhöhter Sturzgefahr. Alle Behandlungsempfehlungen haben sich daran zu messen. Über ein Drittel aller über 65-Jährigen stürzt mindestens einmal pro Jahr. Etwa zehn Prozent der Stürze haben drastische Konsequenzen wie Hüftfraktur oder Schädel-Hirn-Trauma. Risikofaktoren für Stürze sind unter anderem Muskelschwäche, Gangdefizit, Gleichgewichtsstörungen, Benutzung von Hilfsmitteln, Sehbeeinträchtigungen, Arthrose. Bei diesen Risikofaktoren ist eine Betätigung im Fitnessstudio empfehlenswert, aber doch kein Treppensteigen als Ersatz! Vielmehr ist hier Vorsicht geboten und auf eine gute Beleuchtung zu achten! Handläufe an beiden Seiten erhöhen die Sicherheit! Ein empfehlenswertes Krafttraining im höheren Lebensalter sieht anders aus als auf Treppen rumzuhüpfen. Selbst über 85-Jährige profitieren vom Krafttraining. Hierdurch kann nicht nur die Kraft, sondern auch die Balance- und Koordinationsfähigkeit, das Meistern von Alltagsanforderungen und die Schlafqualität verbessert werden. Darüber hinaus leisten Fitnessstudios noch mehr. So gibt es Programme für Krebspatienten mit einem gezielten Kraft- und Ausdauertraining. Auch "Entspannungs- und Theorieteile" gehören dazu. Die Fitnesstherapie ist eine klare Domäne für spezielle Maschinen und geschultes Personal. Dr. med. Peter Krapf, Trier

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