Gesundheit

Zum Artikel "Wenn gierige Ärzte den Hals nicht voll kriegen" (TV vom 31. Oktober):

Der Schutz unserer Rechtsordnung ist immer begrüßenswert. Die Beschäftigung mit Skandalen lenkt jedoch leicht von wichtigeren Fragen ab: Warum möchten viele Ärzte sich weder niederlassen noch im Krankenhaus arbeiten? Warum haben viele ältere Ärzte ihren Beruf satt? Garantiert unser Versorgungssystem eine hinreichende, menschenwürdige und individuelle Patientenversorgung? Ist ein ausschließlich auf finanzielle Anreize orientiertes medizinisches Versorgungssystem patientengerecht, und wer garantiert das - der Anwalt? Sind unsere Patienten mit ihrer ambulanten und stationären Versorgung zufrieden? Die juristischen Fragen, die sich daraus ergeben, sind nach meiner Auffassung weitaus brisanter. Sind wir aktuell und künftig in der Lage, in unserem Versorgungssystem Patienten sorgfältig, individuell und fachgerecht zu behandeln oder nicht, und können wir insbesondere garantieren, dass wir nicht vorwiegend nach wirtschaftlichen Zwängen, sondern nach bestem ärztlichem Wissen handeln können? Die juristische Aufarbeitung dieser Fragen wird gemieden. Die in unserem Refinanzierungssystem der Klinken und Praxen alltäglich notwendige Abwägung zwischen finanziell Möglichem und ärztlich Erforderlichem eröffnet ein unendliches juristisches Feld. Es liegt der Verdacht nahe, dass spektakuläre Aktionen, die populistisch sind und die Massen bedienen, von den wirklichen Problemen ablenken sollen. Die Patientenversorgung wird dadurch nicht verbessert. Dr. med. Clemens Drobig, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, Chefarzt einer Abteilung Innere Medizin und Kardiologie, Mitglied eines kardiologischen MVZ, Delegierter der Bezirksärztekammer Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort