Gesundheitsabgabe auf Tabak und Alkohol

Zum Leserbrief "Lippenbekenntnisse" (TV vom 17./18. Oktober):

Herr Wulf hat richtig erkannt, dass die Pharma-Industrie der Hauptkostentreiber im Gesundheitswesen ist und dringend an die Kandare genommen werden müsste, was bisher aber noch keine Bundesregierung gewagt hat.

Seine resignative Folgerung, "steigende Kosten (seien) eben nur durch steigende Beiträge auszugleichen", ist aber so allgemein nicht richtig. Man könnte schon die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung ohne allgemeine Beitragserhöhungen verbessern, wenn man wollte. Statt, wie die Merkel-Westerwelle-Koalition plant, den Wechsel zur privaten Krankenversicherung zu erleichtern und damit der gesetzlichen Krankenversicherung Beiträge zu entziehen, müsste man nur die Beitragsbemessungsgrenze aufheben, wodurch sich dann auch Besser- und Bestverdienende endlich entsprechend ihrem Einkommen krankenversichern müssten - und alle Einkommensarten in die gesetzliche Krankenversicherung einbeziehen, gleich ob aus abhängiger oder selbstständiger Beschäftigung, Beamtengehälter, Mieteinnahmen oder Kapitaleinkünfte. Diese Maßnahmen würden die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung sehr schnell erheblich verbessern; die private Krankenversicherung - und mit ihr die verbreitete Zwei-Klassen-Medizin - könnte und müsste man dann natürlich abschaffen.

Herrn Wulfs Forderung, das Verursacherprinzip - wer sich selbst krank macht, muss selbst zahlen - auf die Krankenversicherung anzuwenden, ist nachvollziehbar, aber schwierig zu verwirklichen. Dazu müsste man letztendlich jeden Versicherten auf eine lange Liste erwünschter und unerwünschter Verhaltensweisen verpflichten, deren Einhaltung kaum zu kontrollieren wäre. Viel einfacher wäre eine Gesundheitsabgabe auf Tabak und Alkohol von beispielsweise zehn Cent pro Milligramm Nikotin beziehungsweise pro Gramm Ethanol ausschließlich zur Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung. Wenn der Alkohol- und Tabakkonsum dadurch sänke, würde die allgemeine Gesundheit davon profitieren, ansonsten auf jeden Fall das Gesundheitswesen. Dies alles könnte man tun - wenn man wollte.

Robert Seidenath, Gusterath

soziales

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort