Gigantomanie auf Kosten der Umwelt

Zum Artikel "Land befürchtet Verkehrsinfarkt in der Region" (TV vom 8./9. Mai):

Zunahme des Verkehrs in der Region um 20 Prozent bei sinkender Einwohnerzahl? Die Rede kann nur vom Transitverkehr sein, der die Region wirtschaftlich betrachtet links liegen lassen wird. 60 Prozent mehr Arbeitsplätze in unserem Nachbarland in den nächsten 20 Jahren? Wer wird dies allen Ernstes glauben?

Auch in Luxemburg schrumpft das Wachstum; die ersten "Gastarbeiter" werden bereits entlassen. Steuerliche Vorteile werden nach dem Willen der EU zunehmend nivelliert. Wer soll die prognostizierten Arbeitsplätze schaffen?

Ich hatte im letzen Jahr Gelegenheit, die angedachte Trassenführung der Nordumfahrung zu besichtigen: drei Talbrücken und zwei Tunnel zwischen Schweich und Anschluss an die A 64. Die Strecke führt mitten durch den Meulenwald, über das Kylltal und vorbei an mehreren Wohngebieten. Für 186 Millionen Euro ist dieses Vorhaben nicht zu verwirklichen. Gigantomanie auf Kosten der Umwelt! Es sind dieselben Politiker und Lobbyisten, die auch den Hochmoselübergang protegieren.

Das Problem "baufällige Ehranger Brücke" wäre damit immer noch nicht gelöst. Sie muss trotzdem saniert beziehungsweise neu gebaut werden. Die Kosten werden eine ähnliche Größenordnung erreichen. Beschränkte man sich auf einen Brückenneubau (unter Berücksichtigung des gerade begonnenen Ausgleichsprojektes an der Kyllmündung) mit ausreichender Breite, könnte ebenfalls ein verbesserter und ausreichender Verkehrsfluss erreicht werden. Für 186 Millionen Euro könnte man über die "Meulenwald-Autobahn" acht Minuten eher in Luxemburg ankommen; man könnte aber auch viele marode Straßen in der Region sanieren. Wirtschaftlich und touristisch würden wir von Letzterem mehr profitieren.

"40 000 Autos auf der A 64 zwischen Trier und Luxemburg"! Diese Zahl ist wahrlich zu hoch. Grund genug, endlich die vorhandenen Bahntrassen auszubauen oder Schnellbuslinien zwischen beiden Regionen einzurichten. Die Interessenvertreter der Region Trier sind jetzt ebenso angesprochen wie die Anwälte unserer Umwelt. Alle zusammen sollten wir für unsere Region ein tragfähiges und umweltverträgliches Konzept erarbeiten.

Dr. med. Joachim Hölle-Gindorf, Trier

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