Glaube

Zu den Leserbriefen "Kindlich-rührendes Verlangen nach dem Papa" (TV vom 27. Juni):

Die Zuschriften geben ein sehr desinformierendes und verzerrtes Bild des katholischen Glaubens und der katholischen Kirche wieder. Deswegen möchte ich den Schlusssatz des Lesers Erich Groß aufgreifen, der schreibt: "Ehe etwas behauptet wird, sollte sich derjenige erst einmal mit den Fakten und speziell in diesem Fall mit der Bibel vertraut machen" - und ich muss hinzufügen: auch mit der Geschichte. So weit kann ich dem Beitrag nur zustimmen. Wenn er aber schreibt, "sie (die Christen) trieben es mit der Verfolgung Andersgläubiger noch ärger als früher die Heiden", muss ich ihn schon daran erinnern, dass es ein Papst war (Papst Paul III.), der mit seiner Bulle Sublimis Deus am 2.7.1537 als Erster - vor den Aufklärern - die Menschenrechte und speziell das Recht auf Freiheit und Eigentum für alle Menschen, unabhängig auch von der Farbe und Rasse, als allgemeingültig einforderte. Seine Forderung stand in vollem Einklang mit 1500 Jahren kirchlicher Geschichte und Lehre. Am 13.11.866 - also im tiefsten Mittelalter - schrieb Papst Nikolaus I. in einem Brief an die neu bekehrten Bulgaren, dass er als maßgebliche Autorität den Missionaren eingeschärft habe: "Das Geständnis eines Verbrechens darf nicht durch Folter erpresst werden. Dieses lässt weder das göttliche noch das menschliche Gesetz in irgendeiner Weise zu." Ganz in dem Sinne seiner Vorgänger sagte Benedikt XI. in seiner Regensburger Rede, dass Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist; und weiter: Gott hat keinen Gefallen am Blut. Dieses sind konkrete Beispiele für den von den Päpsten geforderten Umgang mit Andersgläubigen. Und sie bestätigen die Zuschrift von Herrn Groß nicht. Die geschichtliche Wahrheit sieht anders aus. Ebenso irrig schreibt Herr Thesen "Die Päpste sind Diktatoren". Er übersieht dabei, dass keine Religion auf Erden so sehr auf den freien Willen gegründet ist wie die christliche und insbesondere die vom Papst geleitete katholische Kirche. Der von Diktatoren nicht geachtete freie Wille ist Teil der christlichen Menschenwürde und damit Teil der Verkündigung durch das Lehramt. Der Diktator bindet sich in der Regel nicht an moralische Kategorien, an die ein Papst gebunden ist. Hierin liegt ein entscheidender Unterschied zwischen der hierarchischen auf Christus zentrierten Kirchenstruktur mit einem Papst als Stellvertreter Christi und einer Diktatur. Dr. Dieter Fasen, Hillesheim

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