Glaube

Zu den Leserbriefen "Kindlich-rührendes Verlangen nach dem Papa" (TV vom 27. Juni):

Offensichtlich ist der Leserbrief von Frau Fischer nicht richtig verstanden worden. Die drei Reaktionen auf ihren Leserbrief bezeichnen darin den Papst als "Diktator" oder rechnen mit der katholischen Kirche insgesamt (aber auf Stammtischniveau) ab. Besonders unwürdig ist die offensichtlich von Opportunismus geprägte Stellungnahme von Erich Groß. Sie ist gespickt mit einzelnen Bibelzitaten, die gut zur ablehnenden Argumentation des Verfassers passen, aber dem Kontext der zitierten Bibelstelle bzw. der gesamten Bibel nicht annähernd gerecht werden - das nennt man dann sektiererisch. Es ist mit Sicherheit nicht abzustreiten, dass in der Geschichte der katholischen Kirche menschlich wie moralisch Fehler begangen worden sind, und kein vernünftiger Christ streitet das ab! Erstaunlich ist, dass die Kirche trotz dieser Fehlungen immer noch besteht. Ein Beweis für einen höheren Beistand? Herr Groß übersieht, dass es vor der Konstantinischen Wende 313 schon etliche Generationen an Christen gab, die für den Glauben an den Messias und ganz ohne Gewalt in den Märtyrertod gegangen sind. Wenn das kein Zeugnis für die Wahrheit ist? Ebenfalls falsch ist die Ausführung von Herrn Groß über die Krönung mit der Tiara. Der Anspruch Stellvertreter Christi zu sein (vgl. Mt 16,13-20 oder Joh 21,15) ist schon vor dem Tragen dieser Papstkrone da gewesen - die Frage ist lediglich, in welcher Funktion und Form (davon abgesehen, dass Paul VI. die Tiara am 13. November 1964 ablegte und für gute Zwecke verkaufte. Seitdem wird sie auch von keinem Papst mehr getragen). Die Unfehlbarkeit des Papstes bezieht sich lediglich auf die Äußerung von Lehren in Amtshandlungen (Predigt etc.) und unterstellt keine Sünden- oder Fehlerlosigkeit des Menschen. Leider ist der Rahmen eines Leserbriefs viel zu kurz, um die einzelnen Anschuldigungen gegen die katholische Kirche (bis hin zur Unterstellung von blinder Dummheit der Gläubigen) richtigstellen oder widerlegen zu können. Ich empfehle dazu das Buch "Licht und Schatten" von Walter Kardinal Brandmüller. In diesem Buch wird sich ehrlich und nachprüfbar mit den bekannten Anschuldigungen (beispielsweise Petrusamt, Inquisition, Kreuzzüge, Konzile etc.) der vergangenen 2000 Jahre auseinandergesetzt. Bei aller Sympathie, die es für die gelesenen Vorwürfe in den Leserbriefen geben kann, möchte ich warnen, diese ungeprüft hinzunehmen und die katholische Kirche per se zu verdammen. Ich gebe Herrn Groß seinen Appell zurück: "Ehe etwas behauptet wird, sollte sich derjenige erst mit den Fakten und speziell in diesem Fall mit der Bibel vertraut machen." Yannic Hassbach, Trier

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