leserbriefe Grandios gescheitert

Zur Berichterstattung über die schweren Unwetter in der Region schreiben Dr. Hans Jürgen Götte und Elisabeth Schander:

Die Unwetter haben die in den Tallagen gelegenen Eifelgemeinden besonders schwer getroffen. Im Artikel mit dem Thema „Wenn die Fluten mehrfach wüten“ wird beschrieben, dass schwere Hangrutsche insbesondere dort Verwüstungen anrichten konnten, wo Mais angebaut wurde. Dabei ist dieser Zusammenhang nicht neu. Junge Maispflanzen sind laut Angabe von Landwirten nicht in der Lage, den Boden zu stabilisieren. Auf lehmigen Böden wie in der Eifel hat dies zur Folge, dass das Wasser ungehindert zu Tal fließen kann und dabei den Boden mit sich reißt.

Der Umfang, in dem in der Eifel Mais angebaut wird, ist allen der Tatsache geschuldet, dass sich Mais aufgrund seines Energiegehaltes besonders gut zur Verwertung in Biogasanlagen eignet. Daraus resultierende Probleme wie die Überdüngung der Flüsse durch Oberflächenwasser wurden bereits vor Jahren diskutiert, getan hat sich wenig.

Man kann es den Landwirten auch nicht verübeln, wenn sie die bestehende Gesetzeslage nutzen, um ihr Einkommen zu sichern. Diese Gesetzeslage ist das eigentliche Problem. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erst hat es möglich gemacht, Mais in großen Monokulturen lukrativ anzubauen. Die Rechnung dafür zahlen jetzt die Menschen, denen die Maisfelder in die Häuser rutschen und letztlich auch die Landwirte selbst, deren Felder zerstört werden. Sieht man sich dann die Energiebilanz an, so muss man sich schon fragen, welchen Sinn das Ganze hat. Laut Bundesministerium für Wirtschaft beträgt der Anteil von Bio-Gas und Bio-Masse am deutschen Primärenergieverbrauch gerade einmal sechs Prozent. Noch schlechter sieht es für die Windenergie aus, hier liegt der Anteil am Primärenergieverbrauch bei mageren 2,8 Prozent, die nicht einmal regelmäßig, sondern nur hin und wieder zur Verfügung stehen. Die Zahlen stammen aus dem Jahre 2017. Die alternativen Energien haben insgesamt am Primärenergieverbrauch Deutschlands gerade mal einen Anteil von zusammen 13 Prozent. Umgekehrt bedeutet dies, dass 87 Prozent der Energie aus konventionellen Energieträgern inklusive Kernkraft (Ausland!) gewonnen werden müssen.

Es ist längst an der Zeit, dieses grandiose Scheitern der Energiewende ernsthaft und frei von Lobbydenken zu thematisieren. Ein guter Anfang wäre es, die Sinnhaftigkeit des Maisanbaus in der Eifel zur Gewinnung von Biogas auf im Prinzip ungeeigneten Flächen zu prüfen. Aufgabe der Politik ist es, den Landwirten sinnvolle Alternativen anzubieten.

Dr. Hans Jürgen Götte, Bitburg

Die Schäden durch die extremen Unwetter sind sehr tragisch. Die Suche nach effektiven und gleichzeitig nachhaltigen Lösungen zur Entschärfung des Problems ist umso dringender. Frühwarnsysteme, Sandsäcke und Elementarversicherungen packen das Übel dabei kaum an der Wurzel. Was wir brauchen, sind Grünflächen. Und da fängt die Verantwortung jedes Einzelnen direkt (!) vor der Haustür an. In der Stadt Trier ist seit Jahren der Trend zu beobachten, dass Vorgärten zugunsten von Einstellplätzen geopfert werden oder sich in „pflegeleichte“ Schottergärten verwandeln. Auch im öffentlichen Raum scheinen Parkplätze wichtiger zu sein als Parks. Zur Lösung von  Parkplatzproblemen wie auf dem Trierer Petrisberg denkt man auch über das Versiegeln von Grünflächen, vielleicht sogar das Opfern von Kleingärten nach. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Über die Konsequenzen brauchen wir uns dann nicht zu wundern.

Auch auf dem Land sieht man statt blühender Bauerngärten große gepflasterte Höfe, und der ehemalige Hausbaum stand auch irgendwann mal im Weg oder hat zu viel „Dreck“ gemacht. In Neubaugebieten sind grüne Gärten oftmals erst gar nicht vorgesehen.

Man bedenke, dass selbst auf einer kleinen Vorgartenfläche von  zehn Quadratmetern bei einem Starkregen (sagen wir mal 50 Liter pro qm2) 500 Liter Wasser zusammenkommen, die bei Versiegelung dann ungebremst in die Kanalisation oder direkt durch das Kellerfenster ins Haus laufen.

Abgesehen davon entsteht auf asphaltierten, geschotterten oder gepflasterten Flächen im Sommer eine sengende Hitze, die in der Summe auch das Kleinklima einer Stadt oder eines Stadtteils verändert. Um das festzustellen, muss man kein Experte sein, sondern kann es am eigenen Leib erfahren. Also Leute, jede und jeder, der ein vielleicht noch so kleines Grundstück besitzt, hat Verantwortung. Übernehmt sie!

Elisabeth Schander, Trier

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